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Album

Plötzlich gross

Von: Rita Angelone

16. August 2016

Während dieser Sommerferien ist mir so richtig bewusst geworden, welch weiten Weg unsere Buben schon hinter sich haben und wie sich die kindliche Entwicklung auch an so etwas Banalem wie dem Spielverhalten am Meer beobachten lässt. So wie das Laufenlernen bei Kleinkindern übers Krabbeln geht oder das Zeichnenlernen über die ersten Kopffüssler verläuft, so hält sich auch dieser Prozess an bestimmte Regeln, die jedes Kind durchmacht.

Schöpften unsere Buben während ihrer ersten Badeferien unermüdlich wie Sisyphus Wasser aus dem Meer in ihre Spritzkännlein, um es unendlich viele Male wieder zurückzugiessen, arbeiteten sie die Jahre darauf beharrlich und rastlos mit Chesseli und Schüfeli am Strand, gruben Löcher und bauten Wälle und Burgen, um sie gleich darauf wieder zu zerstören. Schon bald wagten sie sich, mit Flügeli ausgestattet, ins Meer und wollten dieses auch dann nicht verlassen, wenn ihre Lippen dunkelblau angelaufen und ihre Haut schier aufgelöst war. Kurz darauf blieben die Flügeli zwar an Land, dafür kamen Wasserpistolen, Bälle und Frisbees zum Zug. Was bis zu diesem Sommer immer blieb, war diese Monotonie und Masslosigkeit ihres Tuns.

Diesen Sommer waren sie aber plötzlich lockerer und ausgeglichener unterwegs, auch mal mit einem Buch unter dem Arm. Noch gruben sie Riesenkrater und bauten Burgen, machten Schabernack im Meer, doch die Zeit ausserhalb des Wassers gewann an Bedeutung. Sie konnten doch tatsächlich auch auf dem Liegestuhl liegen bleiben, um zu lesen, Rätsel zu lösen oder einfach nur auszuruhen.

Das sieht alles ganz danach aus, als wären sie in Riesenschritten von kleinen Buben zu grossen Jungs unterwegs. Kennen Sie das?

Rita Angelone (48) hat zwei Kinder (9 und 7) und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

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