Andreas Honegger ist Journalist & alt Kantonsrat.

Rotgoldene Pracht

Kein Jahr ist in der Natur und im Garten gleich wie die anderen. In diesem Jahr ist die Pracht der Farben wirklich ausserordentlich. Die Waldränder leuchten und der Wind lässt die Blätter in dichten Schwärmen wie Schneeflocken über die Wiesen treiben. Und in diesem Jahr sind nicht nur die Farben besonders strahlend, die Blätter scheinen auch länger an den Bäumen zu hängen. Nur zögernd beginnt es auf den Waldwegen zu rascheln.

Beim Anlegen einer Gartenanlage sollte man unbedingt den Herbst in die Überlegungen miteinbeziehen. Es gibt Bäume, die Ende der Saison nochmals einen Höhepunkt im Gartenjahr herbeizaubern. Ahorn, Amberbaum und Ginkgo, Vogelbeere und Eichen, sie alle bringen präch- tige Farben hervor. Vor allem aber sind es die Japanischen Ahornbäumchen und die Prachtglocke, Essig- baum, Zaubernuss, Wilder Wein, Berberitze, Spindelstrauch oder der Sauerbaum, die in den Gärten die Farben aufleuchten lassen. Und es sind auch hier die vielen Nuancen von Zitronengelb über Orange bis Dunkelrot, die das Bild so lebendig werden lassen, und das besonders vor dem Hintergrund dunkelgrüner Pflanzen, die ihr Laub im Winter behalten.

Fragt man die Fachleute, wovon es witterungsmässig abhängt, dass die Blätter sich stärker oder schwächer verfärben, so bekommt man gegensätzliche Antworten, die sich ja allenfalls auch ergänzen können: Die einen glauben, dass die Trockenheit im Oktober geholfen hat, die andern, dass die relativ feuchten Nächte im November die Blätter lange an den Bäumen halten. Zudem verteilt sich die ganze Far- benpracht wohl über mehr als zwei Monate, da nicht alle Blätter sich gleichzeitig verfärben. Deshalb sind auch die Wünsche der Garten- gestalter gegensätzlich: Wie unglaublich schön präsentierte sich der Garten, wenn alle Bäume und Sträucher gleichzeitig farbig aufstrahlten? – Ja, aber wie kurz wäre dann der Garten im Herbst attraktiv!

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