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Album

Stefan Haupt ist Filmemacher, Regisseur und Filmproduzent.

Souveräne Souveränität?

Von: Stefan Haupt

29. Juni 2021

Kurz gesagt

Wir Erdenbürger sind in unauflösbare Gegensätzlichkeiten eingespannt. Unsere Erde dreht sich – «souverän» – um ihre eigene Achse, um sich selbst. Und gleichzeitig umkreist sie auch die Sonne, bewegt sich also um einen Mittelpunkt ausserhalb ihrer selbst – ein völlig gegensätzlicher Impuls. Ihre Drehung um sich selbst kennt zwei weitere gegensätzliche Impulse: die Schwerkraft hin zur Erdmitte und die Fliehkraft, hinaus ins All, in die Freiheit. Die Ausgewogenheit dieser vier Impulse garantiert die lebendige Ordnung, die wir Kosmos nennen.

In einer gewagten Analogie kann das für unsere Politik heissen: Auch die Schweiz ist in unauflösbare Gegensätzlichkeiten eingespannt! Wer einseitig nur von «Souveränität», «Autonomie» und «Selbstbestimmung» spricht, verdrängt, dass es auch den gegensätzlichen Impuls gibt: Einordnung in ein grösseres Ganzes.

Klar, die Eigendrehung der Erde kann übersetzt werden als Forderung zu Souveränität und Selbstbestimmung eines jeden einzelnen Staates. Doch das Umkreisen der Sonne heisst analog: Abhängigkeiten zu akzeptieren – unser eigenes Wollen begrenzen zugunsten der grösseren Zusammenhänge.

Wenn also die Schweiz allzu einseitig auf ihre «Souveränität» fixiert ist, sich autonom und isoliert um sich selbst drehen und Rosinen picken will, ohne anzuerkennen, dass es genauso gilt, sich gleichzeitig auch an einem grösseren Ganzen aktiv zu beteiligen – dann ist sie auf einem Auge blind. Natürlich denke ich da ans tote Rahmenabkommen oder auch ans beerdigte CO₂-Gesetz: Sollen sich doch die an- deren ums Ganze kümmern, wir schauen für uns ...

Dies scheint mir kein «souveräner» Umgang mit den tatsächlichen Gegebenheiten.

(Anregung zu diesen Gedanken fand ich im Buch «Grundformen der Angst» von Fritz Riemann.)

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