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Netzgiraffe Luna reiste im höhenverstellbaren Spezialgefährt (r.) in den Zoo Zürich.Zoo Zürich, Enzo Franchini / Cordula Galeffi

Tiere auf Reisen

Von: Severin Dressen

16. August 2021

Zoo intern: Alle zwei Wochen berichtet das «Tagblatt der Stadt Zürich» über Neues oder Wissenswertes aus dem Tiergarten. Heute geht es um Tiertransporte und ihre Herausforderungen. Von Severin Dressen

In diesen Tagen haben wir im Zoo Zürich gleich zwei Neuankünfte vermeldet. Zum einen den Nashornbullen Kimba, der aus Deutschland zu uns gekommen ist, und zum anderen einen jugendlichen Kleinen Panda, der aus Tschechien angereist ist. Tiertransporte gehören zum Alltag moderner Zoos. Immer wieder reisen Tiere von uns in einen anderen Zoo ab, oder es kommen neue Tiere aus einem anderen Zoo bei uns an. Grund dafür sind die internationalen Zuchtprogramme.

Die meisten Tiere im Zoo kommen heute nicht mehr aus der Natur, sondern sind bereits im Zoo geboren. Damit diese Zoopopulationen genetisch gesund bleiben, gibt es für die meisten Tierarten einen europäischen Zuchtbuchkoordinator oder eine Zuchtbuchkoordinatorin. Diese Person hat den Überblick über alle Tiere der von ihr koordinierten Art in den europäischen Zoos. Sie entscheidet, in Absprache mit den einzelnen Kuratorinnen und Kuratoren, welches Tier wohin geht und wer sich mit wem paaren darf oder eben gerade nicht fortpflanzen sollte. Im Zoo Zürich koordinieren wir unter anderem die Zuchtbücher für die Galapagos-Riesenschildkröten und das Vikunja. Tiertransporte sind nur ein einzelnes Teilchen im Puzzle der Zuchtprogramme. Sie üben aber auf viele Leute eine besondere Faszination aus. Vor allem natürlich die spektakulären Grosstransporte wie mit einem Lastwagen für ein Nashorn oder einen Elefanten oder mit einem höhenverstellbaren Spezialgefährt für die Giraffen.

Auf alle Ankünfte und Abreisen gerechnet, sind solche Transporte aber die Ausnahme und nicht sehr häufig. Die meisten Tiere reisen stattdessen unauffällig in einer Transportbox in einem Personen- oder Lieferwagen. Grössere Tiere fahren auch mal im Pferdeanhänger.

Zuerst in Quarantäne

Tiertransporte sind vor allem viel Papierarbeit. Die zuständige Transportkoordinatorin im Zoo muss sicherstellen, dass alle nötigen Bewilligungen und tiermedizinischen Atteste vorliegen, und sie muss mit den Zoll- und Veterinärbehörden, dem Partnerzoo, den Transporteuren und den Verzollungsagenturen alle Daten koordinieren. Je nach Land, Reisedistanz und Ansprüchen der Tierart ist das eine ziemlich komplizierte Sache. Kommt ein Tier schliesslich bei uns im Zoo an, geht es zuerst in Quarantäne. So können wir sicherstellen, dass das Tier gesund ist, ohne dass die Gefahr besteht, dass es andere Tiere anstecken könnte. Wie lange die Quarantäne dauert, hängt vom Herkunftsland ab. Wir versuchen aber, sie so kurz wie möglich zu halten, damit die Tiere möglichst schnell in ihre Anlagen und – je nach Tier – zu ihren Artgenossen gehen können.

Reist ein Tier umgekehrt von uns ab, machen wir vorher alle nötigen Checks und übermitteln die entsprechenden Daten dem Empfängerzoo. Bei manchen Tieren starten wir zudem schon lange vor der Abreise mit einem «Kistentraining». Die Tiere lernen, selbständig in ihre Transportbox zu laufen und dass es dort drinnen immer etwas Feines zu fressen gibt. So haben sie dann beim Verladen und beim Transport weniger Stress.

Weitere Informationen: www.zoo.ch

 

 

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