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Album

Tierischer Stadt-Land-Graben

02. Februar 2022

Die Angelones

Vor rund zehn Jahren diente uns das mit einer Kamera aufgerüstete Gartenspielhaus unserer Buben als Wildbeobachtungsposten, um nachts unsere tierischen Besucher im Garten in flagranti zu erwischen und zu entlarven. Die Treffer mit der Wildkamera brachten zwar nicht die von den Jungs befürchteten Beweisstücke für «Monster und Ungeheuer» wie Wildschweine, Luchse, Wildkatzen oder gar Wölfe hervor, aber doch immerhin für «richtige» Raubtiere in Form von stattlichen Mardern und – allen voran – respektablen Füchsen.

Ein knappes Jahrzehnt später hat sich einiges getan: Das Gartenspielhaus ist längst abgebaut und einem Pingpong-Tisch gewichen, und die Wildkamera kommt nachts nur noch selten zum Einsatz. Doch nicht weil wir keine wilden Besucher oder kein Interesse mehr an Wildbeobachtungen hätten. Sondern weil wir unsere Tierobservationen seit einiger Zeit einfach und bequem tagsüber erledigen können. Sei es, wenn sich die Jungs frühmorgens auf den Weg zur Schule machen, sei es, wenn wir im Verlaufe des Vormittags aus dem Fenster Richtung Garten schauen – die Füchse zeigen sich immer öfters auch am helllichten Tag in unserem Quartier.

Die Evolutionsbiologie besagt, dass Füchse Opportunisten seien, die für einen Vorteil ihre Prinzipien auf
geben. So verlassen sie immer öfters den Wald, weil sie in der Stadt als Allesfresser viel einfacher an Nahrung herankommen als in der freien Natur. Als Konsequenz sind einerseits die Schnauzen von Stadtfüchsen kürzer geworden, um mehr Kraft für das Aufreissen der Abfallsäcke entwickeln zu können. Andererseits schrumpfen ihre Gehirne im Vergleich zu ihren Verwandten auf dem Land – vermutlich, weil sie sich bei der Nahrungssuche weniger anstrengen müssen. Ob sich daraus Folgerungen für uns Menschen oder Erkenntnisse in Bezug auf den Stadt-Land-Graben ziehen lassen? Keine Ahnung. Witzig und vor allem spannend ist diese Entwicklung allemal.

Rita Angelone hat zwei Kinder und schreibt über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

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