mobile Navigation

Album

Von Zigis und vom Zigerschlitz

Von: Rita Angelone

06. März 2017

Haben Sie das Fridolinsfeuer, das am Montagabend auf dem Zwingliplatz vor dem Grossmünster entzündet wurde, gesehen? Das «Fridlisfüür», so wie Glarner es nennen, gehört zu den vorchristlichen Frühlingsfeuern, die den Winter vertreiben sollen und findet zum Gedenken an den Landespatron St. Fridolin jeweils am Abend des 6. März in zahlreichen Glarner Gemeinden statt. Im Prinzip ist es das Pendant zum Feuerbrauch am Zürcher Sechseläuten. Mit dem Fridlisfüür verbinde ich schöne, aber gleichzeitig auch recht verwirrende Kindheitserinnerungen: Zum einen schien es jedes Jahr weniger um den Heiligen Fridolin zu gehen als vielmehr darum, die Gemeinde mit dem grössten Feuer zu sein. Dafür wurde im Dorf alles Brennbare gesammelt, zum Teil durch Schulkinder, die diese Arbeit in ihrer Freizeit verrichteten. Zum anderen durften alle Schulkinder an diesem Fest rauchen.

Ja, Sie lesen richtig: rauchen, und zwar richtige Zigis. Bevor Sie jetzt den Kopf schütteln und die Hände verwerfen: Die Glarner sind nicht die einzigen, die diese Tradition kennen. Auch an der Appenzeller Viehschau rauchen Schulkinder, genau so wie am Bündner Chalandamarz oder aber auch am Zürcher Schulsilvester... Als Mutter zweier Halbwüchsiger finde ich diesen Brauch heute alles andere als lustig, und selber würde ich unseren Jungs das Rauchen in einem solchen Rahmen niemals erlauben – Tradition hin oder her. Andererseits: Von den paar grusigen Mary Longs, die ich an den Fridlisfüürs meiner Kindheit gepafft habe, habe ich auch keinen Schaden davongetragen. Chills also. Anyway: Wenn Sie das Fridlisfüür beim Grossmünster verpasst haben sollten, so können Sie das Glarnerland als Gastkanton auch noch am diesjährigen Sächsilüüte besser kennenlernen – ob rauchend oder nicht, sei Ihnen überlassen.

Rita Angelone (48) hat zwei Kinder (10 und 8). www.dieangelones.ch

zurück zu Album

Artikel bewerten

Gefällt mir 2 ·  
5.0 von 5

Leserkommentare

Keine Kommentare