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Was es nicht alles gibt

Von: Stine Wetzel

10. April 2018

Mein Grossvater hat es zur Sitzheizung im Auto gesagt, zum Modem, das sich piepsend ins Internet eingewählt hat, zum Tamagotchi: «Was es nicht alles gibt.» Nicht «Was es alles gibt», sondern «Was es nicht alles gibt». Das ist Ausdruck von Bewunderung, aber auch von Unglauben. Und von «Wie viel grösser als meine wird deine Welt denn noch?». Darin liegt keine pauschale Verweigerung, sondern schlichte Überforderung.

In letzter Zeit ertappe ich mich immer öfter bei dem gleichen Gedanken. Was es nicht alles gibt: ein Stuhl aus Pilzfäden statt aus Plastik. Eine Spezialbrille, die Blinde sehen lässt. Ein Teebecher, dessen Betriebstemperatur per App bestimmt wird. Roboter, die als potenzielle Gefährten des Menschen entwickelt werden, samt eigenen Persönlichkeiten. Wenn alles so möglich wird, dann wird alles auch ganz schön kompliziert, zumindest macht das ein Minus an patentem Alltagswissen. Vor zwanzig Jahren war das noch ein Lebenswelten-Dilemma zwischen den Generationen. Inzwischen ists omnipräsent.

Wie haben wir meinem Grossvater den Arm getätschelt: Du bist alt, du musst das nicht mehr wissen. Und jetzt? Jetzt muss ich Stoizismus für den eigenen Unglauben wohl als Konzept im Mindset hinterlegen. Gleich unter Offenheit. Zwischen Selektivität und Flexibilität.

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