Wechsel der Perspektiven

Die Angelones

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass es immer mehr grossgewach­sene junge Menschen gibt? Mir – als Kleine – ist dies schon lange ins Auge gestochen. Gemäss verschiedenen Quellen, auf die ich aus Neugierde gestossen bin, sind Jugendliche innerhalb der letzten rund 20 Jahren im Durchschnitt um zwei bis zweieinhalb Zentimeter grösser geworden. Im Vergleich zu den Jugendlichen vor 120 Jahren sind die heutigen Teenies sage und schreibe sogar rund 15 Zentimeter grösser. Oder anders gesagt: Heutige 80-Jährige weisen eine Erwachsenengrösse von durchschnittlich 1,73 Meter auf, während heute die Hälfte der Männer mit 20 Jahren 180,2 Zentimeter und mehr messen. Mehr als jeder dritte 20-Jährige ragt sogar 185 Zentimeter und mehr in die Höhe.

Wie es scheint, folgen auch meine Jungs dem Trend der XXL-Generation und haben – zumindest was ihre Körpergrösse betrifft – längst nichts mehr mit «Halbwüchsigen» zu tun. Neben ihnen sehe ich nun definitiv aus wie ein Zwerg. Und wenn meine Schuhe neben den ihrigen stehen, könnte man meinen, in der Casa Angelone spiele jemand Ankleidespiele mit Puppen. So winzig klein sind meine Treterchen im Vergleich zu ihren riesigen Flossen (die übrigens genauso dem allgemeinen XXL-Trend folgen und in den letzten vier Jahrzehnten um durchschnittlich zwei Grössen zugenommen haben).

Körpergrösse hin, Schuhnummern her – unsere Jungs sind in den letzten Monaten derart gewachsen, dass ich mich regelrecht neu orientieren muss. Früher war ich es gewohnt, mich nach meinen Kindern zu bücken, zu ihnen nach unten zu schauen und sie zu mir heraufzuheben. Nun recke ich – gefühlt von einem Tag auf den anderen – meinen Hals zu ihnen hinauf und muss im Umgang mit ihnen den Wechsel von der Vogel- zur Froschperspektive mental erst noch verdauen.

Rita Angelone hat zwei Kinder und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

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