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Album

«Wer holt Gold?»

Von: Anselm Burr

23. August 2016

Diese Frage beherrschte zwei Wochen lang die Schlagzeilen. Die Politik hatte «Sommer­ferien». Trotz schwelender Konflikte innerhalb der EU und mit der Türkei, war es merkwürdig still auf dem politischen Parkett.

Diese Flaute ist die grosse Chance für differenziertere Berichte, Analysen und Reportagen, bei denen es weniger um Zahlen und Rekorde geht, sondern um Einblicke in einzelne menschliche Schicksale. Das «Echo der Zeit» strahlte soeben ein Interview mit einem Griechen aus, der sich persönlich und geschäftlich auf die grosse Zahl von Flüchtlingen eingelassen hat, die bis vor wenigen Monaten in sein Land eingewandert sind. Sie haben sein Leben verändert. Nachhaltig verändert. Jetzt, da die Lager geräumt sind und wieder Ruhe eingekehrt ist, wirken diese Erfahrungen in ihm nach. Er hat – so erzählt er – kostbare Freundschaften geschlossen. Was manche Flüchtlinge ihm über ihr Schicksal berichteten, hat ihn bescheidener und dankbarer gemacht. «Zusammenleben in Frieden» ist plötzlich an die oberste Stelle seiner Werteskala gerückt. Der neu gefundenen Lebensperspektive will er treu bleiben. Er hat «Gold geholt».

Bald werden neue Schlagzeilen versuchen, uns neugierig zu machen, zu unterhalten oder zu politischen Forderungen nach Rückkehr in die «gute alte Zeit» zu animieren. Aber bei allen, die durch persönliche, regelmässige Kontakte mit Fremden – sei es in Kirchgemeinden, Integrationsprojekten, gemeinsamen Unternehmungen mit Flüchtlingen im Quartier – hautnah Menschen in Not erlebt haben, werden die reisserischen Schlagzeilen und Alarmübungen nicht mehr verfangen. Da bin ich Optimist.

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