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Album

Zu spät

Von: Rita Angelone

18. Januar 2022

In all den Jahren, in denen ich Kinder habe, bin ich immer wieder in Situationen geraten, in denen ich mich gefragt habe: «Wie kann das sein? Wie ist es möglich, dass es keine bessere Lösung gibt?» So oft habe ich mir Dinge gewünscht, die unser Familienleben einfacher ge- staltet hätten. Und nein, ich rede nicht von finanziellen Wünschen wie höhere Kinderzulagen oder Steuer- ermässigungen für Familien, obwohl auch diese legitim gewesen wären. Ich rede von Sachen, die eigentlich auch schon vor einem Jahrzehnt hätten besser sein können.

Wie sehr hätte ich mir den Vaterschaftsurlaub gewünscht. Stattdessen hat das Familienoberhaupt bei der Geburt unserer Kinder sein ganzes Ferienguthaben auf einen Chlapf bezogen, um mich zu unterstützen. Mit dem Resultat, dass wir ein ganzes Jahr auf die nächste Verschnaufpause warten mussten. Wie angenehm wäre es gewesen, wenn mehr Niederflurtrams durch die Stadt gefahren wären. Dann hätte ich mit dem Kinderwagen nicht so oft und lange auf ein solches warten müssen, um selbständig ein- und aussteigen zu können, da sich die Hilfsbereitschaft der Mitmenschen oft in Grenzen hielt. Wie viel einfacher wäre Vereinbarkeit gewesen, wenn sich die Tagesschule früher etabliert hätte oder aber die Akzeptanz des Homeoffice schon da gewesen wäre. Aber nein, ich war mit der Familiengründung leider ein paar Jahre zu früh dran …

Unterdessen hat sich für Familien einiges zum Guten gewandt und die Entwicklung geht weiter. Sogar über eine Abschaffung der Sommerzeit wird endlich diskutiert. Ein Thema, das mir, seit ich Kinder habe, am Herzen liegt. Genauso wie ein späterer Schulstart am Morgen, für den auch ich plädiere und der nun in Zürich zum Thema geworden ist. Doch so sehr ich mich über alle Errungenschaften für junge Familien und dereinst auch für meine Söhne freue – so sehr kommen sie für mich leider zu spät.

Rita Angelone hat zwei Kinder und schreibt jede Woche über den ganz normalen Wahnsinn ihres Familienalltags.

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