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Patrick Schwarzenbach ist Pfarrer in der Offenen Citykirche St. Jakob.

Zürich kommt aus dem Wald

Von: Patrick Schwarzenbach

14. Juni 2022

Kurz gesagt

Der alte Kern von Zürich wurde der Legende nach von Waldtieren gegründet – oder genauer: Sie zeigten den Menschen im Mittelalter den Ort, an welchem ein Kloster oder eine Kirche und damit das Zentrum der mittelalterlichen Stadt stehen sollte. Dank eines Hirschs haben wir das Grossmünster – dank einer Schlange die Wasserkirche.

Obwohl diese Legenden der Geschichtswissenschaft nicht standhalten, spiegelt sich in ihnen bis heute die Wichtigkeit des Waldes für die Stadt. Eine Wahrheit, die uns wohl erst in der Coronazeit wieder so richtig bewusst wurde.

In dieser Zeit ist einigen unter uns dann auch wieder aufgefallen, welch kuriose Wesen in unseren Wäldern wohnen. Nicht von Zwergen und Feen rede ich, sondern von den Bäumen. Lang gespannt hängen sie mit den Blättern im Himmel und verwurzeln sich tief im Erdreich. Bäume sind geheimnisvolle Lebewesen – kein Wunder, dass sie in vielen Religionen einen zentralen Platz haben: Buddha fand unter einem Baum die Erleuchtung, bei den nordischen Völkern waren die Weltbäume eine Landkarte des Universums, in der jüdischen Tradition sind sie das Sinnbild für ein gutes, verwurzeltes Leben und das Christentum sieht in ihnen ein gutes Beispiel für das Himmelreich, das sich langsam und fein unter uns verästelt.

Falls Ihnen das zu religiös ist, erzähle ich Ihnen gerne noch von einem bodenständigen Stadtgärtner, welcher einmal auf einer Baumführung in Zürich gefragt wurde, ob er als Gärtner an das Kraftfeld und die Energie der Bäume glaube. Er dachte einen Moment nach und sagte: «Ich würde es vielleicht anders nennen, aber ein Baum, der in einer Woche über 80 Liter Wasser aus dem Boden in den Himmel pumpt, muss eine unglaubliche Kraft haben. Eine, die in seiner Nähe spürbar ist.»

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