Getrunken
Heiter in der Tristesse
Von: Isabella Seemann
Getrunken in der Bar Santa Rosa
Runde um Runde drehen wir mit dem Velo ums menschenleere Löwenbräu-Areal. Der Eingang ist unscheinbar und nicht angeschrieben. Die geheimnisvolle Bar befindet sich verborgen im Sockel des Silos, wo in den aussergewöhnlichen Räumlichkeiten des Gastroprojekts tagsüber vegane Bowls und Kaffee auf farbigen Tischchen serviert werden. Stilvoll durchaus. Doch wirkt der minimalistische Industriechic des Abends trist, die Pastellfarben erscheinen grau, die Holzhocker für Asketen entworfen – es wird uns nicht warm hier.
Erst als der überaus höfliche Barkeeper die Cocktails bringt, tauen wir auf. Wow! Da ist ein Meister am Werk. Die Hauskreation Santa Rosa mit Tequila, Mezcal und Zitrusfrüchten, serviert mit rosa Salzrand stimmt heiter. Der M+M Sour mit Amari, Bourbon, Eiweiss und Bitters hat Suchtpotenzial. Meine Begleitung will sich grad einen zweiten bestellen, da muss ich die verhasste Rolle der Spassverderberin übernehmen und wegen einer Restaurantreservation zum Aufbruch mahnen. Wir sind bereits zu spät, das Versteckspiel verschlang viel Zeit.
Getrunken: 1 Santa Rosa, 1 M+M Sour, 1 Tonic
Geräuschpegel: Sehr dezent, friedvoll, unaufdringlich
Publikum: Cocktail-Aficionados, erwachsene Kreative aus dem Kreis 5 und arrivierte Hipster
Bedienung: So freundlich wie professionell
Rechnung: 37 Franken
Bar Santa Rosa: Limmatstrasse 254,8005 Zürich, Mi bis Sa 17 bis 0 Uhr
www.santa-rosa.ch
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