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Getrunken

Schreikrämpfe an der Langstrasse

Von: Jan Strobel

06. Dezember 2016

Getrunken in der Olé Olé Bar.

Freitagnacht in der Olé Olé Bar: Ich schreie meiner Begleitung ins Ohr und klammere mich dabei an den Tresen wie ein Schiffbrüchiger an ein Stück Treibholz. Gerade schiebt sich wieder eine Gruppe aufgepeitschter Singlemänner in Karohemden an mir vorbei. Sie haben Frauen gesichtet, die versuchen, inmitten dieses Menschenknäuels ihre Sinnlichkeit zu bewahren und nicht angestrengt zu wirken. Ich schreie gegen die Musik an. «Bitte. Bitte lass uns gehen!» Aber meine Begleitung hat gerade Gin Tonics bestellt, und ihr Lächeln besagt nur eins: Wir bleiben.

Draussen vor der Tür, bei einer Zigarette, denke ich an die Olé Olé Bar von einst. An der Langstrasse war sie die Kultschenke schlechthin gewesen. 46 Jahre lang führten Barfrau Rita Guyer und ihre Geschwister das Lokal, bis es 2012 dichtmachte und zum Symbol für den Wandel an der Langstrasse wurde. Das Quartier weinte den Guyers echte Tränen nach. Geblieben sind der Schriftzug und ein Nimbus, von dem das Partylokal von heute immer noch zehrt. Spassbefreit, wie ich bin, denke ich: Agglos dürften sich in der Bar richtig verrucht fühlen, als Teil des authentischen Chräis Chäib. Ich drücke meine Zigarette aus und beginne wieder zu schreien. 

Getrunken:
2 Gin Tonic
Geräuschpegel:
Partylautstärke.
Publikum:
Singlegruppen auf Flirtsuche ab 30.
Bedienung:
Speditiv.
Rechnung:
26 Franken.

Olé Olé Bar
Langstrasse 138, 8004 Zürich.
Öffnungszeiten: Mo bis Sa: 17 Uhr bis
4 Uhr. So: 17 Uhr bis 2 Uhr. 

www.oleolebar.ch

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