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Gut zu wissen

Die McDonald’s-Filiale am Stauffacher nach dem Brandanschlag im Juli 1982.Bild: PD

"Amis raus aus dem Kreis 4"

Von: Isabella Seemann

23. August 2016

Eine kleine Gastronomie-Geschichte in drei Teilen. ­Heute: Kampf gegen das Fast Food.

In den 1950er-Jahren hält die mobile Esskultur Einzug in Zürich. Am 28. Oktober 1952 eröffnet die Migros am Limmatplatz die erste Imbissecke als Attraktion und unter Teilnahme von Regierungsräten und Presse. Eine Bratwurst vom Grill mit Kartoffelstock gibts für einen Franken, heisse Wienerli mit Brot für 80 Rappen oder einen Café Crème für 30 Rappen. 1958 wird vor dem Restaurant Gans an der Niederdorfstrasse 88 der erste Wurstgrill der Stadt eingeheizt. Vier Jahre später lanciert Mövenpick-Gründer Ueli Prager an der Löwenstrasse mit der ­Silberkugel das erste Schweizer Burgerlokal. Die Gäste sitzen aufgereiht an einer silbern glänzenden Essbar, um das «Silber-
Beefy» zu essen. Es werde «Bihfi» ausgesprochen, lehrt ein Inserat. Mit der pikanten Sauce ists ein «Beefy mit Pfiff». 1972 legt Prager nach und gründet mit Nestlé die Cindy-Kette, die Fast Food ­familientauglich macht. 1973 verbreitet sich Hammelfleischduft im Niederdorf. Der erste Kebab-Stand mit dem märchenhaften Namen «1001 Nacht» geht auf.

36 Jahre nach Kriegsende sind es linke Moralisten, die den «American Way of Life» bekämpfen. 1981 eröffnet McDonald’s seine erste Filiale am Stauffacher unter heftigen Protesten. Der ­damalige SP-Gemeinderat und spätere Bundesrat Moritz Leuenberger meint gewohnt missgelaunt, Fast Food sei ein «kuli­narischer Affront für jeden halbwegs kultivierten Mitteleuropäer». Im Juli 1982 verübt das «Kommando Ernst Gröbli» einen Brandanschlag auf das Fast-Food-Lokal.

In seinem Bekennerschreiben heisst es nationalistisch: «Amis raus aus dem Kreis 4. Jeder echten Schweizer Rösti waren wir es schon längst schuldig, diese verdammten Schnellfress-Ketchup-Hamburger endlich zur Hölle zu schicken.»

Lesen Sie hier Teil 1 unserer kleinen Serie

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