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Gut zu wissen

Der deutsche Physiker Gerke von Waldenburg plante eine Eisinsel mit Hafen und Flugplatz. Für das Projekt stellte er im Zürichsee Versuche an. Bild: PD

Das Geheimnis des Eisbergs im Zürichsee

Von: Jan Strobel

13. Juni 2012

Ein deutscher Physiker experimentierte in Zürich für ein gigantisches Projekt aus Eis.

Viele Abonnenten des populärwissenschaftlichen Magazins «Modern Mechanix» mussten im Oktober 1932 an einen Jux glauben, als sie den Artikel über den deutschen Physiker Gerke von Waldenburg lasen, der sich in Zürich angeschickt hatte, einen ziemlich skurrilen Versuch zu wagen. Mit Kühlmaschinen und Wasserpumpen war es ihm gelungen, auf dem Zürichsee einen künstlichen Eisberg zu schaffen.

Das Ganze war nicht irgendeine abgefahrene Spielerei, sondern hatte ein praktisches Ziel. Von Waldenburgs Eisberg war ein Test für das ambitionierte Projekt einer «Mid-Atlantic Way Station of Ice», einer schwimmenden Insel mit Hafen und Flugplatz, die Zwischenstopps oder -landungen bei Atlantiküberquerungen ermöglichen sollte. Als Baumaterial schwebte den Planern tatsächlich Eis vor.

Von Waldenburgs Eisinsel schwamm immerhin sechs Tage lang auf dem See, nachdem er die Kühlmaschinen heruntergefahren hatte. Die Konstruktion bestand aus einem Rahmen aus Hohlkörpern, die mit flüssiger Luft (bis zu –190 Grad) gefüllt waren, sodass das umgebende Wasser zu einer festen Masse gefror. Gerke von Waldenburgs nie verwirklichter Plan inspirierte andere Erfinder. So hatte der Brite Geoffrey Pyke während des Zweiten Weltkriegs die Idee, für die britische Armee einen gigantischen Flugzeugträger aus Eis zu bauen. Premier Winston Churchill war begeistert und forcierte das Projekt mit dem Codenamen Habbakuk. Pyke erfand dafür das sehr stabile Kunsteis Pykrete, indem er Wasser mit Zellulose verband. Doch die Wende im Seekrieg gegen Hitler-Deutschland zugunsten der Alliierten machte Habbakuk überflüssig.

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