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Gut zu wissen

Wies einst auf den hinteren Tramteil, in Andreas Weils Wohnung nun auf das stille Örtchen: altes VBZ-Schild. Bild: Andreas Weil

Das Trennschild der VBZ

Von: Sacha Beuth

10. März 2020

In der Serie «Nostalgische Fundstücke» stellt das «Tagblatt» Objekte, Unternehmen oder Berufe vor, die früher eine markante Rolle im Leben der Stadt und ihrer Bürger spielten, nun aber zum Leidwesen vieler verschwunden sind. Heute erinnert sich «Tagblatt»-Leser Andreas Weil (75) an ein besonderes VBZ-Schild. 

«Die abgebildete Tafel hatte ich anlässlich eines Ausverkaufs im Tramdepot Tiefenbrunnen, welches einer Wohnüberbauung weichen musste, für zwei Franken erworben. Diese erinnert mich an frühere Zeiten, als ich als Kind das erste Mal Tram fuhr.

Damals waren die Trams mit zwei Kondukteuren besetzt, einer im Triebwagen und einer im Anhänger. Die Türen waren im Sommer geöffnet und mit einer Eisenstange so gesichert, dass niemand unbeabsichtigt hinausfallen konnte. Dies sorgte immer für eine gute Durchlüftung. Klimaanlagen waren dazumal unbekannt. Bereits im Haltestellenbereich wurde vom Tram ab- oder aufgesprungen, was natürlich Schelte des jeweiligen Schaffners auslöste.

Mit der Zeit wurden die offenen Trams durch neues Rollmaterial und sich nur im Stillstand öffnenden Türen ersetzt. Die Kondukteure wurden sukzessive wegrationalisiert, zuerst im hinteren Wagen. Aus dieser Epoche stammt die Tafel, welche nun den Zugang des Badezimmers meiner Wohnung im Kreis 1 ziert. Die Fahrgäste wurden damit angewiesen, Fahrscheine beim Kondukteur im vorderen Wagen zu kaufen. Auch dort gibt es inzwischen längst keine Kondukteure mehr. Man setzt auf ein schaffnerloses System mit Billettautomaten sowie verschiedenen Sichtkarten, dem nur gelegentlich durch Fahrgastkontrollen Nachdruck verliehen wird.

Übrigens: Manchmal fragen mich meine Besucher, ob ihr Fahrausweis auch zum Besuch unserer Toi­lette zulässig sei, was ich natürlich als Gastgeber aus menschenrechtlichen Gründen bejahe.»

Das «Tagblatt» bedankt sich bei Andreas Weil für seinen Beitrag mit einem original «Tagblatt»-Kugelschreiber von Caran d’Ache und hofft auf weitere Vorschläge für diese Serie (bitte E-Mail senden an: gewinn@tagblattzuerich.ch, Stichwort: Nostalgie).

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