mobile Navigation

Gut zu wissen

78 Prozent der Zürcher Stimmberechtigten schickten den Olympia-Plan bachab. Bild: PD

Das Zürcher Olympia-Desaster

Von: Isabella Seemann

20. August 2013

Das Projekt, die Olympischen Winterspiele 1976 nach Zürich zu holen, endete im Debakel

Im Jahr 1969 hatte Stadtpräsident Sigmund Widmer eine Vision: Zürich und das soeben erschlossene Skigebiet Hoch-Ybrig sollten weltberühmt werden – insbesondere aber wollte er die Zürcher für «eine gemeinsame Tat» gewinnen, wie sie die Stadt seit der Landi 1939 nie mehr vollbracht habe: «Wir Zürcher erstarren in der Routine.» Zudem galt es auch, die Jugend nach den Globus-Krawallen 1968 wieder für etwas Nutzbringendes zu begeistern. Die Olympischen Winterspiele 1976 schienen das optimale Vehikel dazu.

Die Gegner sahen das naturgemäss anders. Ihre Argumente: unfreundliche Konkurrenz gegenüber Wintersportorten, wichtigere Aufgaben wie die U-Bahn, Verschwendung von Steuergeldern. Zürich als Winterkurort zu propagieren, sei «gleich absurd, wie wenn wir die Nato einladen würden, die nächsten Flottenmanöver auf dem Greifensee abzuhalten», höhnte das Aktionskomitee gegen eine Zürcher Winterolympiade. Das letzte Wort hatte wie immer das Stimmvolk. Die dramatische Abstimmung wartete zugleich mit einer Premiere auf: 1969 wurde in der Stadt Zürich das Frauenstimmrecht auf Gemeindeebene eingeführt. «Wir Frauen stimmen am 1./2. November zum ersten Mal – und wir wollen es uns nicht leichtmachen, sondern gute Arbeit leisten!», so warben die Schauspielerinnen Stephanie Glaser und Ines Torelli in Inseraten für Olympia. Am Abstimmungssonntag musste Stapi Sigi Widmer zerknirscht seine grösste politische Niederlage eingestehen: 78 Prozent schickten seinen Plan, die Olympischen Winterspiele 1976 nach Zürich zu holen, bachab. Diese gingen dann an Innsbruck.

zurück zu Gut zu wissen

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare