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Gut zu wissen

Junge Frauen liefern Eis aus. Koloriertes Bild. USA um 1918. Bild: Imgur

Die coolste Strasse Zürichs

Von: Isabella Seemann

02. August 2016

Als es noch keine Kühlschränke gab, behalf man sich mit den Eiskellern in der Eisgasse.

Wärme konnte der Mensch schon früh selber herstellen, weil er den Ursprung im Feuer erkannte. Für Kälte aber musste er warten, bis sie zu ihm kam. Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren Eiskeller die gängige Art der Eisaufbewahrung. Das Eis wurde im Winter von Eisstechern aus vereisten Seen und Weihern wie dem Katzensee oder, wenn der Winter zu mild war, aus dem Glarner Klöntalersee herausgesägt und mit Pferdeschlitten nach Zürich transportiert. In einem Strässchen im Kreis 4 gab es Unternehmen, die Eiskeller führten, wo Eisblöcke übers Jahr hindurch gelagert wurden: Es heisst noch heute Eisgasse. Ebenda gründete 1863 der Ingenieur und Eishändler Carl August Bauer-Ziegler die erste Eiskastenfabrik der Schweiz. Er entwickelte eine Art Isolierbox, die vor allem in der Gastronomie Abnehmer fand. Der Eismann lieferte dann die Eisplatten frei Haus. Erstmals konnte man nun in Alkoholwirtschaften im Hochsommer kühles Bier trinken. Just in dieser Zeit studierte ein Mann an der ETH, der später mit einer bahnbrechenden Erfindung den Untergang der Eiskeller einleitete.

Der Deutsche Carl von Linde begann 1861 ein Studium am Polytechnikum Zürich und beendete es vier Jahre später ohne Abschluss, da er nach einem Studentenprotest zwangsexmatrikuliert wurde. Um 1870 entwickelte er Kältemaschinen, die Natureis überflüssig machten. Mittels Kompression leichtflüchtiger Gase konnte erstmals künstliche Kälte erzeugt werden. Die Brauerei Hürlimann kaufte bereits 1879 die erste Kälteerzeugungsmaschine. Um 1900 wurden die ersten Kunsteisfabriken gegründet, die Stangeneis an Gewerbe und Privathaushalte verkauften. Erst ab 1950 verbreitete sich der elektrische Kühlschrank auch in Privathaushalten.

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