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Gut zu wissen

Im November 1979 stürmten aufgehetzte Studenten die US-Botschaft in Teheran. Bilder: PD

Die falsche Filmcrew und die Ayatollahs

Von: Jan Strobel

05. Januar 2016

In Zürich endete eine der spektakulärsten und kreativsten Befreiungsaktionen.

Als Swissair-Flug 363 aus Tehe­ran am 27. Januar 1980 in Zürich landete, fand damit gleichzeitig eine der spektakulärsten Befreiungsaktionen der Geheimdienstgeschichte ihr Ende. In Kloten gingen, unbemerkt von der Öffentlichkeit, sechs US-Bürger von Bord, begleitet von CIA-Agenten. Die vier Männer und zwei Frauen waren Wochen zuvor nur knapp der Erstürmung der US-Botschaft in der iranischen Hauptstadt entkommen. Sie hatten dort als ­Konsulatsbeamte gearbeitet und wurden von der revolutionären Dynamik nach dem Sturz des Shahs überrollt. Ein Mob auf­gehetzter Studenten hatte am 4. November 1979 die Botschaft gestürmt und hielt dort 52 Amerikaner als Geiseln.

Dem Grüppchen war es nach einer Flucht durch Teheran schliesslich gelungen, in der ­kanadischen Botschaft abzutauchen, wo sich die sechs für Wochen verschanzten. In Absprache mit der kanadischen Regierung arbeitete nun die CIA einen Befreiungsplan aus. CIA-Agent Tony Mendez gab sich vor den iranischen Behörden als Kevin Costa Harkins aus, einen fiktiven irischen Filmproduzenten, der im Iran zu Recherchen für seinen neuen Science-Fiction-Film «Argo» unterwegs sein sollte. Zur Tarnung gründeten die CIA-Leute sogar eine eigene «Produktionsfirma» und schalteten Anzeigen zum angeblichen Filmprojekt in Hochglanzmagazinen. Die untergetauchten US-Bürger nahmen die Rolle der Filmcrew ein und wurden mit neuen Identitäten ausgestattet. Der Coup gelang, die Ausreise über den Teheraner Flughafen ging ohne Zwischenfälle über die Bühne. Die Swiss­air-Maschine trug übrigens den Namen «Aargau» – für Robert Anders, einer der befreiten Konsulatsmitarbeiter, war dieser Name kein Zufall, sondern ebenfalls von der CIA ausgewählt. Zu sehr erinnerte Anders «Aargau» an «Argo». «Ihr denkt einfach an ­alles», soll er seinem Befreier Tony Mendez lachend zugerufen haben, als er die Maschine nach Zürich bestieg.

 

CIA-Plakat  für die angebliche Filmproduktion «Argo».   

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