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Gut zu wissen

Vergessener Visionär: Der Pazifist Alfred Hermann Fried (1864 bis 1921). Bild: PD

Ein Kämpfer für den Weltfrieden

Von: Jan Strobel

07. Januar 2014

Der vergessene Friedensnobelpreisträger Alfred Hermann Fried und seine Zürcher Jahre.

«Ich habe von dem Esel noch nie etwas gehört», meinte der deutsche Kaiser Wilhelm II., als er 1911 die Nachricht von der Verleihung des Friedensnobelpreises an den Pazifisten Alfred Hermann Fried erhielt. Friedensbewegte Bürger waren dem  gockelhaften Herrscher, der sich ohnehin mehr dem Militär als der Politik verschrieben hatte, natürlich ein Gräuel. Das galt besonders für Fried, den Mitbegründer der deutschen Friedensgesellschaft und Herausgeber der «Friedens-Warte», in der er visionär die Schaffung eines neuen Weltstaatenbundes forderte und eine internationale Strafgerichtsbarkeit. Fried und sein Kreis gaben denjenigen Kräften eine Stimme, die sich von Hysterie, Prestigedenken und Kriegslust nicht blenden oder lähmen lassen wollten. Als Ende Juli 1914 das Pulverfass explodierte und die Urkatastrophe des 1. Weltkriegs ihren Lauf nahm, fiel die «Friedens-Warte» der deutschen Pressezensur zum Opfer. Einen Ausweg bot die Schweiz. 1915  siedelte Fried nach Zürich über, um von hier aus die «Vorbereitung des künftigen Friedens» voranzutreiben.  In der NZZ verfasste er Kommentare, gab die «Blätter für zwischenstaatliche Organisation» heraus und konkretisierte seine Idee eines Völkerbundes. Zürich allerdings wurde Fried nicht zur Heimat. Er fühle sich in der Stadt, schrieb er in seinem Tagebuch, «nicht sesshaft», entwurzelt.

Nach dem Krieg kehrte er in seine Geburtsstadt Wien zurück. Der neue Friede machte den Pazifisten allerdings keinewegs glücklich. Seine Heimat, die Donaumonarchie, existierte nicht mehr, und die tatsächliche Bildung des Völkerbunds kritisierte er scharf. 1921 starb Fried mit 56 Jahren.

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