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Gut zu wissen

Schah Sefi I. (im Bild) musste Johann Rudolf Stadler auf Geheiss der religiösen Oberrichter vor die Wahl stellen: Mohammedaner werden oder sterben.

Ein Zürcher Uhrmacher beim Schah

Von: Isabella Seemann

15. Oktober 2013

Am 16. Oktober 1637 starb der Zürcher Uhrmacher Johann Rudolf Stadler als Märtyrer in Persien.

Die zeitgenössischen Dichter schwärmten von Isfahan als Paradies auf Erden, und so strömten Tausende von Europäern nach Persien, Geschäftsleute, Forscher und Abenteurer. Auch der Zürcher Uhrmacher Johann Rudolf Stadler versuchte sein Glück. Durch seine herausragende Kunst, welche dort unbekannt gewesen war, gewann er die Gunst von Schah Sefi I. und eine Leibrente. Täglich musste er dessen Schlaguhren im Palast aufziehen. Als er eines Abends in sein Haus zurückkam, ertappte er bereits zum zweiten Mal einen Hofbeamten in den Gemächern seiner Frau, einer armenischen Christin, worauf der erzürnte Stadler ihn erschoss.

Der Schah billigte seine Tat, musste aber dem Verlangen der Verwandten des Erschossenen weichen, die nach der Durchsetzung der religiösen Gesetze verlangten: Stadler, der als Ungläubiger einen Rechtgläubigen tötete, sei mit dem Tode zu bestrafen. Dem Schah blieb nur, ihn vor die Wahl zu stellen: für die Begnadigung Mohammedaner zu werden oder zu sterben. Mit allerlei ­Anerbietungen versuchte er noch den evangelischen Uhrmacher vom Übertritt zum Islam – wenigstens zum Scheine – zu überzeugen. Allein Stadler wankte keinen Augenblick: «Um die Gnade des Königs will ich nicht Christi Gnade verscherzen.» Mutig, ja freudig, erlitt Stadler im ­Alter von 32 Jahren den Tod durch vier Säbelhiebe.

Der Schah aber bedauerte den Tod des Zürchers zutiefst, denn niemand verstand seine Uhren zu regeln, und richtete ihm ein stattliches Begräbnis, inklusive Prozession, aus. Zu seinem Grab im Friedhof der armenischen Kirche zu Isfahan wurde, als wundertätigem Ort, noch lange gewallfahrt.

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