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Gut zu wissen

Deutsche, Österreicher, Ungarn oder Belgier wurden auch im «Tagblatt» zu den Waffen gerufen. Briten und Italiener durften im August 1914 noch aufatmen. Bilder: JS

Eine Amnestie für Deserteure

Von: Jan Strobel

15. Juli 2014

Wie berichtete das "Tagblatt" über den Kriegsausbruch 1914? Teil 3 unserer Serie.

Zu Beginn des Schicksalsjahres 1914 hatte sich die Stadt eben erst aus dem mittelalterlichen Korsett befreit und sich über die Jahrzehnte stetig ausgebreitet. 1914 verzeichnete sie bereits 200 946 Einwohner. Dieses Wachstum vom engen Städtchen zur Schweizer Grossstadt hatte sie auch den Ausländern zu verdanken.

Besonders die Deutschen liessen sich schon damals gern hier nieder. Im Juli 1914 lebten 43 177 von ihnen in Zürich, sie übertrafen damit sogar die Zahl der Stadtzürcher Heimatberechtigten (43 108). Aus Österreich-Ungarn kamen schliesslich 9418 und aus Italien 12 044.

Das europäische Völkergemisch manifestierte sich bei Kriegsausbruch auch im «Tagblatt», und zwar in den Aufrufen und Bekanntmachungen der jeweiligen Generalkonsulate oder Vereine. Denn auch die hier ansässigen Deutschen oder Österreicher sollten «mit Gott für Kaiser und Vaterland» ins «Feld der Ehre» ziehen. «Alle landsturmpflichtigen Personen haben sich sofort mit genauer Angabe ihrer Adresse bei der k. und k. Vertretungsbehörde mündlich oder schriftlich zu melden, von welcher sie bezüglich ihrer Einrückung die weiteren Weisungen erhalten», hiess es etwa in der «Kundmachung» der Donaumonarchie. Die Reisekosten wurden vergütet, für Deserteure eine Amnestie erlassen.

Die Briten mit ihrer Berufsarmee riefen ihre Staats­angehörigen dagegen dazu auf, «zu bleiben, wo sie sind». Und auch die Italiener konnten vorerst aufatmen. Sie sollten lediglich darauf achten, «gegenüber jedermann die strikte Neutralität zu bewahren». Damit war es freilich bereits 1915 vorbei, als Italien die Gunst der Stunde witterte, und ebenfalls in den Krieg eintrat.

Hier gehts zu Teil 1 und Teil 2 der Serie.

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