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Gut zu wissen

Weitverbreitetes Wählscheibentelefon. Das Modell 70. Bild: Ricardo.ch

Fernsprecher mit Drehmoment

Von: Sacha Beuth

10. Dezember 2019

In der Serie «Nostalgische Fundstücke» stellt das «Tagblatt» Objekte, Unternehmen oder Berufe vor, die früher eine markante Rolle im Leben der Stadt und ihrer Bürger spielten, nun aber zum Leidwesen vieler verschwunden sind. Heute erinnert sich «Tagblatt»-Leser Manuel Braschler (48) aus dem Kreis 5 an Telefone mit Wählscheibe.

«Als ich noch ein kleiner Junge war, hatte noch nicht jeder sein eigenes Smartphone in der Tasche. Fürs Telefonieren war man entweder auf eine öffentliche Telefonkabine oder ein von der PTT gemietetes Gerät angewiesen. Beiden gemeinsam war, dass sie statt der heute üblichen Tastatur eine Wählscheibe vorwiesen. Dabei war wichtig, dass man die jeweilige Zahl immer bis zum Anschlag drehte, sonst kam kein Kontakt zur Person, mit der man sprechen wollte, zustande (oder man war falsch verbunden). Unser Drehscheibentelefon zu Hause war grau. Ich erinnere mich noch, dass wir es über viele Jahre besassen und dass wir damit bei den Radios anriefen, wenn diese Gewinnspiele veranstalteten. Dafür brauchte es flinke Finger, sonst hatte man keine Chance, durchzukommen und mitzuspielen. Irgendwann so Anfang der Achtziger haben meine Eltern dann das Drehscheibentelefon der Post zurückgegeben und ein Tastentelefon gekauft. Vermisst habe ich das alte Ding damals nicht. Heute verbinde ich es mit einer Zeit, in der man – auch wegen der hohen Kosten – bewusster telefonierte.»

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts kamen in den USA die ersten Telefone mit Wählscheibe auf. In der Schweiz waren sie laut Swiss­phones.ch ab ca. 1911 in Gebrauch. Die PTT (Vorgängerin der heutigen Schweizerischen Post sowie der Swisscom) bot bis Mitte der 1970er-Jahre Wählscheibentelefone an. Das Modell 70, hergestellt von der Autophon AG, Solothurn, Chr. Gfeller AG, Bern, und Zellweger AG, Uster, war sogar in verschiedenen Farben erhältlich, während die Vorgängermodelle allesamt schwarz, grau oder bestenfalls cremefarben waren. 1971 führte die PTT die ersten Tastentelefone ein, die jedoch erst Ende der 1970er-Jahre die Wählscheibentelefone in den Schweizer Stuben verdrängen konnten.

Das «Tagblatt» bedankt sich bei Manuel Braschler für seinen Beitrag mit einem Original-«Tagblatt»-Kugelschreiber von Caran d’Ache und hofft auf weitere Vorschläge für diese Serie (bitte E-Mail senden an: gewinn@tagblattzuerich.ch, Stichwort: Nostalgie).

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