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Gut zu wissen

Stolzes Städtchen: Der Paradeplatz zur Zeit der ersten Eingemeindung 1893. Bild: PD

Kleinstadt Zürich

Von: Jan Strobel

13. Februar 2013

Ohne die Eingemeindungen von 1893 und 1934 hätte Zürich heute weniger Einwohner als Dürnten.

«Geschichte», meinte der französische Schriftsteller Jules de Goncourt, «ist ein Roman, der stattgefunden hat, der Roman ist die Geschichte, wie sie hätte sein können.» Unter Historikern gilt es allerdings als höchst unschlicklich, solche Gedankenspiele mit der Wissenschaft zu treiben. Die Frage «Was wäre gewesen wenn...?» - sie spielt im Grunde keine Rolle. Trotzdem kann man es manchmal wagen. Zum Beispiel: Welchen Stellenwert hätte die Stadt Zürich heute, hätten die grossen Eingemeindungen von 1893 und 1934 nicht stattgefunden? Immerhin bewirkten diese beiden Ereignisse erst den Aufsteig Zürichs zur grössten Stadt der Schweiz.
Bis 1893, bevor sich Wollishofen, Wiedikon, Aussersihl, das Industriequartier, Hottingen, Fluntern und Riesbach Zürich anschlossen, war die Stadt ein Städtchen in den Grenzen des Kreises 1 mit vorwiegend mittelalterlichem Charakter. 2010 zählte die Innenstadt mit den Quartieren Rathaus, Hochschulen, Lindenhof und City ingesamt 5 563 Einwohner.
Hätten die Eingemeindungen damals nicht stattgefunden, käme Zürich heute im Kanton also eine eher bescheidene Stellung zu. Zum Vergleich: Dietikon zählt heute 24 183 Einwohner, Hinwil deren 10 559. Selbst das Dorf Dürnten hätte mit 7054 mehr Bewohner als Zürich. Die Stadt würde in einer beschaulicheren Liga spielen. Sie hätte mehr oder weniger die Einwohnerzahlen von Oberglatt, Bonstetten oder Nürensdorf - kein Balsam für den Stolz der Stadtzürcher. Die Eingemeindungen waren also nicht nur ein wirtschaftlicher und politischer Coup, sondern auch die Rettung fürs Selbstbewusstsein.

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