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Gut zu wissen

Ein Fahrradsportler mit seinem Veloziped um 1890. Bild: PD

Radreiten auf dem Veloziped

Von: Jan Strobel

16. Februar 2017

200 Jahre Velo: Im Jahr 1817 erfand Karl Freiherr von Drais in Mannheim das Fahrrad. Die Zürcher begannen sich erst in den 1870er- und 1880er-Jahren richtig für das revolutionäre Gefährt zu begeistern.

Die Damen sprangen mit ihren Lackstiefelchen auf die Stühle und schwenkten Tücher und Bänder, als der Fahrer im schwarzen Trikot auf seinem hohen Zweirad an ihnen vorbeiraste, «wie ein gekrümmter schwarzer Kater». So beschrieb die NZZ im Juni 1888 ein Velorennen, das damals noch «Radreiten» genannt wurde.

Das Velo oder «Veloziped» erlebte in jenen Jahren seinen ersten grossen Hype. In Zürich gründeten Freunde des Fahrradsports ihre eigenen Vereine, um das Zweirad noch beliebter zu machen. 1888 zum Beispiel riefen Velo­begeisterte den Veloclub Zürich ins Leben, und der Veloclub Neumünster Zürich organisierte im April desselben Jahres eine Fahrt über Wollishofen und den Albis nach Luzern, wo der schweizerische Velozipedisten-Bund seinen grossen Bundestag veranstaltete. An der Schützengasse 16, wo sich heute die Simplon Bar befindet, brachte damals Rudolf Hottinger Fahrräder billig unter die Zürcherinnen und Zürcher.

Einen Aufschwung mag das Velo auch durch die in der Presse be­jubelten Leistungen des Barons von Graffenried erhalten haben, der vom 16. März bis 21. April 1878 eine Rekordfahrt auf seinem Veloziped hinlegte. Die Fahrt führte den sportlichen Baron und seinen Begleiter von Paris über Norditalien in die Schweiz.

Je erfolgreicher das Gefährt wurde, um so interessanter erschien es  irgendwann auch den militärischen Kreisen, besonders im technikbegeisterten Deutschen Reich. Dort wurde Mitte der 1880er Jahre die Frage erörtert, ob das Fahrrad zum Kriegsdienst herangezogen werden könne. Das niedrige Zweirad wurde dabei als «äusserst brauchbar» eingestuft. In der Schweizer Armee kamen 1905 die ersten Militärvelos zum Einsatz.

Dass das Velo eine derartige Erfolgsgeschichte wurde, war keineswegs selbstverständlich. Noch 1874 nämlich galten die Räder in gewissen Städten als verpönt, zum Beispiel in Genf, wo gar ein kurzzeitiger Velobann eingeführt wurde. Fahrräder durften nur auf dem Land gefahren werden, wo der ­geringere Strassenverkehr dies eher ­gestattete.

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