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Gut zu wissen

Richard Wagner empfand Zürich als "höchst drückend und belästigend". Bild: PD

Richard Wagners Zürcher Leiden

Von: Jan Strobel

12. Februar 2013

Der Komponist brachte Modernität nach Zürich - doch glücklich war er hier nur selten.

Eigentlich hätte sich der Komponist Richard Wagner, dieses monströse Musikgenie, in Zürich genügsam ein beschauliches Leben einrichten können. Schliesslich hatte er hier nach seiner Beteiligung an den Dresdner Maiaufständen von 1849 einen sicheren Hafen gefunden - und auch äusserst einflussreiche Freunde unter den anderen deutschen Zuwanderern. Zu seinen grössten Förderern gehörte der Kaufmann und Kunstmäzen Otto Wesendonck, der aus Düsseldorf nach Zürich kam und erst im Baur au Lac Hof hielt, bis er sich 1857 die eigene Residenz, das heutige Museum Rietberg, errichten liess. Die Deutschen brachten nicht nur Geld und Geist, sondern auch eine bisher in Zürich kaum gekannte Modernität mit sich. Das Zürcher Publikum nahm Wagners Werke enthusiastisch auf. Zu diesem neuen Zeitgeist passte auch einer von Wagners Zürcher Wohnorten in den Escherhäusern am Zeltweg, damals die ersten Mietshäuser der Stadt, errichtet zwischen 1836 und 1840. Allein, der strenge Wagner schien seiner Wahlheimat Zürich bald überdrüssig, das zeigt sein Briefwechsel mit Otto Wesendonck. Zürich, schrieb er 1856, sei ihm «höchst drückend und belästigend» geworden. Selbstmitleidig beklagte er, seine Aufopferungen seien hier «gänzlich fruchtlos» geblieben. Richtiges Asyl fand er nur noch in den Sphären seines Freundes Wesendonck und vor allem in den Armen von dessen Frau Mathilde, mit der Wagner eine Affäre einging. Als die Liaison 1858 von Wagners Frau Minna aufgedeckt wurde, kam es zum Eklat. Damit endeten auch Wagners Zürcher Jahre. Die Freundschaft zum gehörnten Otto Wesendonck allerdings blieb bestehen.

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