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Gut zu wissen

Eine zweispännige Kutsche an der Zürcher Gotthardstrasse in einer Aufnahme aus dem Jahr 1886. Bild: Baugeschichtliches Archiv Zürich / Robert Breitinger

Schinder auf dem Kutschbock

Von: Jan Strobel

25. November 2022

Als in Zürich noch Pferde zum Verkehrsbild gehörten, geriet um die vorletzte Jahrhundertwende ihre zum Teil brutale Behandlung durch Fuhrmänner oder Droschkenbetreiber in den Fokus.

Im vergangenen August sorgte der Tod des Kutschpferds Ryder in Manhattan für Schlagzeilen, nachdem das Tier völlig erschöpft in der Sommerhitze mitten auf der Strasse zusammengebrochen war. Solche von Pferden gezogenen Kutschen gehören in New York zum Touristenangebot. In der Folge von Ryders Tod forderte die Organisation «Voters for Animal Rights» mit einer Petition ein Verbot solcher Kutschenfahrten. Die Pferde würden, so Tierrechtler, misshandelt und ausgenutzt; die Kutscher ihrerseits sehen sich als Tierliebhaber, welche das Bestmögliche für die Pferde unternehmen würden.

Die Diskussion, die in New York geführt wird, kam auch in Zürich immer wieder einmal auf, als Pferdekutschen oder von Pferden gezogene Trams und Lastwagen noch zum alltäglichen Strassenbild gehörten. Im Juli 1912 etwa brach auf der belebten Bahnhofstrasse ein Pferd zusammen. Der Fuhrmann peitschte so lange auf das Tier ein, bis es wieder aufstand. Viele Passanten wurden Zeuge des brutalen Vorfalls, hatten aber, so ein Bericht in der NZZ, nicht den Mut, «dem Schinderknecht entgegenzutreten». Überhaupt befänden sich in der Stadt vor allem auch die Droschkenpferde in einem «recht bedauernswerten Zustand» und würden vom Kutscher grob behandelt. «Mit dem Auto ist man sehr streng», lautete das Fazit, «während die Pferdebesitzer alle Freiheit besitzen, durch die Strassen zu sprengen, wie sie wollen».

Der Kanton Zürich kannte seit 1857 eine Tierschutz-Verordnung. In dieser Zeit gründeten sich auch erste Vereinigungen, die sich dem Kampf gegen Tierquälerei verschrieben.

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