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Gut zu wissen

Das Grand Café Esplanade avancierte zum beliebten Revue-Theater. Bild: ZHdK

Vom Grand Café zum "Fleischchäs"

Von: Jan Strobel

13. Februar 2013

Heute steht an der Stelle des einst mondänen Grand Café Esplanade das architektonisch umstrittene Bernhard-Theater aus den 80er-Jahren.

Der nostalgische Blick auf die Vergangenheit – er hat ja immer etwas Naives, Realitätsfremdes, das gilt besonders auch für verschwundene Bauwerke, die einer Stadt einst Glanz verliehen. In Zürich wurde so manches Bijou platt gemacht, das man sich heute gelegentlich wieder zurückwünscht. Die alte Tonhalle zum Beispiel oder das schmucke Palais Henneberg, das einst am General-Guisan-Quai stand. Zu diesen verschwundenen Perlen gehört auch das mondäne Grand Café Esplanade, das 1925 auf dem schmalen Brachland zwischen Opernhaus und Utoquai errichtet wurde. Die Presse lobte es damals als «eine der eigenartigsten und modernsten Bauten der Stadt». Das Esplanade verfügte über einen grossen Saal, ein französisches Restaurant, eine Bar und einen gediegenen Teeraum inklusive Stehgeiger. Allein, das Geschäft lief äusserst harzig. Erst als 1941 der Basler Rudolf Bernhard in den Räumen sein eigenes Revue-Theater eröffnete, begann der Umschwung. Das Kabarett allerdings blieb in seinem Programm eher die Ausnahme. Bernhard setzte ganz auf den «tollen Schwank» und trat selbst als Komiker auf. Für das Zürcher Publikum wurde er zum Anziehungspunkt seines Theaters. Als er 1962 starb, übernahmen die Brüder Grabowsky das Esplanade und führten es als Unterhaltungsbühne mit illustrer Künstlerbesetzung fort. Der Umbau des Opernhauses besiegelte auch das Schicksal des Esplanade. Das Gebäude wurde abgerissen und 1984 das Bernhard-Theater als OpernhausAnnex wiedereröffnet. Der Volksmund benannte das neue Haus bald ganz realistisch als «Fleischchäs» – und das ist weiss Gott kein Name für ein Bijou.

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