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Gut zu wissen

Ungarische Flüchtlingskinder kommen 1956 in Zürich an. Bild: Keystone

Zürich schenkte ihnen Hoffnung

Von: Jan Strobel

09. August 2016

Ungarnflüchtlinge: 1956 suchten Tausende in der Schweiz Zuflucht. Auch in Zürich.

Als im November 1956 die So­wjettruppen den ungarischen Volksaufstand blutig niederschlugen, starb für Tausende von Ungarn damit auch die Hoffnung auf ein würdevolles Leben in Freiheit und Unabhängigkeit. Die Intervention der UdSSR und die Errichtung eines neuerlichen Gewaltregimes löste eine Massenflucht in den Westen aus, die auch die Schweiz erreichte. Bis 1957 fanden 13 000 Flüchtlinge hier Asyl.

In Zürich hatte sich angesichts dieser dramatischen Entwicklung das «Zürcher Komitee für die ungarischen Flüchtlinge» gebildet, das sich zusammen mit der Schweizerischen Flüchtlingshilfe für eine schnelle Versorgung und Unterbringung der Asylsuchenden einsetzte. In Wollishofen zum Beispiel wurde in den leer stehenden Räumlichkeiten des Hirschen an der Seestrasse ein Ungarnhaus eingerichtet, ein provisorisches Wohnheim. Ein ungarisches Ehepaar führte den Wirtschaftsbetrieb des Hauses.

Und auch Zürcher Journalisten betätigten sich kreativ; die Tageszeitungen druckten für die Flüchtlinge das ungarischsprachige Blatt «Uj Hirado», «Der neue Nachrichtengeber», das vierzehntäglich erschien. Der «Hirado» sollte seine Leser über die politischen Ereignisse informieren und sie zugleich mit den Voraussetzungen des Lebens in der Schweiz bekannt machen.

Auf lokalpolitischer Ebene lösten die Ungarnflüchtlinge bei der Linken Verwerfungen aus, insbesondere bei der kommunistischen Partei der Arbeit (PDA), der es schwerfiel, sich von der Intervention der Sowjetarmee in Ungarn zu distanzieren. Manche PDA-Politiker bezeichneten die Aufständischen als «Faschisten», die sich nun auch unter die Flüchtlinge mischen würden. Immerhin: Im Zürcher Gemeinderat trat daraufhin ein PDA-Mitglied aus Protest gegen die eigene Partei zurück.

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