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Interview

Ach du dicker Hund!

Von: Isabella Seemann

27. April 2018

Fast jedes zweite Haustier ist zu dick. Annette Liesegang, Direktorin des Instituts für Tierernährung an der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich, weiss, wie man Hunde und Katzen gesund ernährt.

Haben Sie es in Ihrer Ernährungsberatung häufig mit Übergewicht bei Hunden zu tun?

Annette Liesegang: Ja, oft merken es die Besitzer nicht, und sie kommen aufgrund anderer Probleme in die tierärztliche Ernährungsberatung. Wir haben aber auch Besitzer, die selber auf uns zukommen, um sich zum Thema Übergewicht beim Haustier beraten zu lassen.

Wie ist das bei Katzen? Man sagt, dass Katzen nur so viel fressen, bis sie satt sind.

Ja, das wird häufig gesagt und stimmt auch so im Grundsatz. Katzen fressen natürlicherweise viele kleine Portionen am Tag. Wenn sich die Katzen jedoch kaum bewegen oder auch von Haus aus wenig Kalorien brauchen und dazu noch sehr hochwertiges Futter bekommen, reicht das oft schon aus, dass sie zunehmen. Ein anderes Problem ist auch, dass sie oft zu viel schmackhaftes Futter bekommen, und das fressen sie dann eben trotzdem auf, auch wenn der Magen sagt, ich bin satt. So wie bei uns, wenn wir noch ein Dessert essen.

Was sind die häufigsten Fehler beim Füttern der Haustiere?

Ich glaube, die meisten Fehler geschehen unbewusst. Viele Besitzer rechnen nur das Futter im Napf. Leckereien nebenher werden nicht als Futter respektive als Energiequelle angesehen. Der Energiegehalt des Futters macht das Übergewicht, also je mehr Futter, desto mehr Energie. Je mehr Kalorien, desto mehr Fettpolster. Natürlich ist es häufig auch ein Problem, dass die Tiere nicht genügend bewegt werden.

Im Supermarkt gibt es unzählige Marken von Fertigfutter. Ist teuer besser?

Oft ist es tatsächlich so, weil mehr Wissen oder hochwertigere Einzelkomponenten dahinterstecken. Allerdings kann das nicht pauschal gesagt werden. Es gibt durchaus günstige Futter, die für das eine Tier stimmen und das mit diesem Futter alt werden kann. Dies ist individuell sehr unterschiedlich. Es gibt allerdings günstige Futter, die ich nicht empfehlen kann. Dabei stört, dass sie nicht die Inhaltsstoffe haben, die ich mir wünschen würde für das Tier, das ich berate.

Brauchen Senioren oder Junioren entsprechend gekennzeichnetes Futter, oder ist das ein Marketinggag?

Ja, unbedingt. Beim Senior finde ich es etwas schwieriger zu sagen als beim Junior, weil oft schwer gesagt werden kann, ab wann ein Hund, eine Katze tatsächlich Senior ist und eine angepasste Senior-Fütterung braucht. Das kann stark schwanken. Ein Marketing-Gag ist es nicht. Wir wollen ja, dass unsere Haustiere das Beste bekommen und ihre Bedürfnisse gedeckt sind. Ein Juniorhund stellt andere Bedürfnisse an die Fütterung als ein ausgewachsener Hund, und ein Seniorhund wieder andere. Darum macht es Sinn, wenn die Futter auch entsprechend und richtig eingesetzt werden.

Wie wird das Fell von der Ernährung beeinflusst?

Es gibt Studien, die zeigen, dass sich die Fellfarbe bei schwarzen Katzen verändert, wenn ihnen verschiedene Nährstoffe fehlen. Zudem braucht es für ein gesundes Haarwachstum verschiedene Aminosäuren, Fettsäuren, Spurenelemente und Vitamine. Wenn diese Nährstoffe fehlen, wird das Fell sehr struppig und die Haut schuppig.

Sind Tiere gesundheitlich gefährdet, wenn sie nach menschlichen Ernährungstrends wie vegan oder salzarm gefüttert werden?

Ja, eine vegane Diät für Katzen ist nicht artgerecht. Die Katze ist von ihrer Abstammung her ein reiner Fleischfresser, und entsprechend braucht sie auch Nährstoffe, die nur in tierischen Produkten enthalten sind. Beim wachsenden Hund verhält es sich ähnlich. Er benötigt viele Nährstoffe, die es in grossen Mengen nur in tierischen Produkten hat. Bei bestimmten Erkrankungen salzarm zu füttern, macht Sinn, jedochsalzlos nicht. Hunde und Katzen haben einen bestimmten Salzbedarf, und dieser muss auch gedeckt sein.

Ernährungsberatung des Instituts für Tierernährung (kostenpflichtig): Telefonische Sprechstunden dienstags 15–16 Uhr und freitags 10–11 Uhr: Tel. 044 635 88 38

Für Mail-Anfragen: ernaehrungsberatung@nutrivet.uzh.ch

 

 

 

 

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