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Interview

«Am besten erhole ich mich beim Strippen»

Von: Isabella Seemann

22. März 2016

Hand aufs Herz Mit der Bühnenfigur Barbara Hutzenlaub, die bald wieder mit ihrem grellen Kostüm, der altmodischen Handtasche und den Stützstrümpfen im Rampenlicht steht.

Zürich ist für mich die Wahlheimat. Von der schwäbischen Spätzlesbronx war es ein kleiner Sprung ins Racletteland. Seither gibts bei Lotti und mir zu Hause öfters Kässpätzle.

Als erotisch empfinde ich das Anziehen meiner Stützstrümpfe. Wenn ich die so über die Waden ziehe, wirds mir manchmal selber ganz anders. Ich hätte Lust auf ein Männer­ballett, das mit mir zusammen auf der Bühne tanzt. Männer in Strumpfhosen, da kann ich mich fast nicht mehr halten.

Ich hasse Männer, die im Rudel laut Parolen rufen und aus der Vergangenheit nichts gelernt haben.

Am besten erhole ich mich beim Strippen. Seit neuestem haben wir eine Stange im Wohnzimmer, und da strippe ich Lotti immer am Abend vor dem Einschlafen etwas vor (nach meiner eigenen Strip­anleitung).

Ich schlafe schlecht, wenn ich zu viele Nachrichten schaue. Die Welt steht kopf, und da nützt auch kein Kopfstand, um es zu ver­stehen. Das habe ich schon ausprobiert.

Meine Lieblingsferiendestination ist Kuba. Dort schwinge ich nächtelang die Hüften: Rumba, Cha-Cha-Cha oder Trotzfox, da lass ich nix aus!

An mir gefällt mir besonders mein Schweizer Pass. Nach 30 Jahren hartnäckiger Integrationsarbeit bin ich nun endlich eingebürgert. Lotti sorgte bei mir für eine artgerechte Ausländerintegration, und heute bin ich eine gute Schweizerin: Ich habe ein Schwarzkonto, eine Zweitwohnung in Davos und eine Briefkastenfirma in Zug. Aber nicht weitersagen.

Meine schlechteste Eigenschaft ist, dass ich nix wegschmeissen kann. Früher bastelte ich ja immer zu Weihnachten ein Krippenspiel aus alten WC-Rollen. Meine beste Eigenschaft ist . . . heute bastle ich das Krippenspiel aus PET.

Die Person, die ich am meisten bewundere, ist Lotti. Wenn Sie auf der Bühne vor Publikum mit dem Bodenbecken-Jodel einen Hexenschuss kuriert, ist schon mancher Zuschauer in Ohnmacht gefallen.

Ich sage Nein zu Rassismus. Ich finde, in der Ausländerpolitik sollten die Herkunft und die Hautfarbe genauso wenig eine Rolle spielen wie bei der Fussball-Nationalmannschaft.

Wenn ich mich morgens im Spiegel betrachte, dann denke ich meistens: Wer ist diese gut aussehende Blondine? Mit diesen Traummassen: 60/90/120!

Ein Albtraum ist es für mich, wenn ich nicht da leben dürfte, wo ich möchte. Aber was erzähle ich . . . Das geht den restlichen 7,35 Milliarden Weltenbürgern bestimmt gleich wie mir.

Wenn ich an die Schweiz denke, dann sehe ich oft diese Schrebergärtchen, wo der Hag manchmal unverhältnismässig gross ist zum kleinen Ländli, welches er beschützen soll.

Von einem Freund erwarte ich nix! Deshalb ist er ja auch mein Freund.

Barbara Hutzenlaub ist die Bühnenfigur der Zürcher Schauspielerin Fritz Bisenz (52) und feiert bald ihr 30-Jahr-Bühnenjubiläum. Berühmt geworden ist sie mit der Frauen-Musikkabarett-Gruppe Acapickels. Gemeinsam mit Lotti Stäubli (Jasmin Clamor) ist sie nun im Comedyduo Hutzenlaub & Stäubli in den Kleinkunsttheatern und auf den Humorfestivals des Landes unterwegs. Ab Mittwoch, dem 30. März, bis 10. April sind die beiden Vollblut-Entertainerinnen im Theater am Hechtplatz mit ihrem neuen Programm «Sister App» zu sehen. Mit scharfem Blick und spitzer Zunge durchleuchten sie den zunehmend digitalisierten Alltag der Menschen. www.hutzenlaubundstaeubli.ch

 

 

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