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Interview

Screenshot von der ersten «Züri-Date»-Ausgabe 1995.

«Ausstrahlung lässt sich nicht anoperieren»

Von: Andy Fischer

20. Januar 2014

TeleZüri feiert dieses Jahr seinen 20.  Geburtstag. Frau der ersten Stunde ist Moderatorin Patricia Boser (46).

Tagblatt der Stadt Zürich: 20 Jahre TeleZüri und immer noch dabei. Das ­hätten Sie sich 1994 wohl nie träumen lassen.

Patricia Boser: Auf keinen Fall. Zu den Pionierzeiten von TeleZüri war unser Fokus weniger in die Zukunft gerichtet. Wir haben uns damals vielmehr mit Enthusiasmus und wenig Budget jeden Tag auf die Realisierung erfolgreicher Sendungen konzentriert. Wir haben uns für unseren Sender förmlich zerrissen. 7-Tage-Wochen waren die Regel, zumal ich parallel ja auch noch bei Radio 24 moderiert habe.

Lange galten Sie als Kupplerin der Nation. «Züri-Date» und später auch «Swiss-Date» waren absoluter Kult. Als Zuschauer hatte ich das Gefühl, dass Ihnen die Kandidaten und Kandidatinnen genauso wichtig waren wie die Quoten. Hatten Sie tatsächlich echte Freude, wenn Sie zwei einsame Herzen verkuppeln konnten?

Boser: Ja. Das war 100 Prozent echt; manchmal hatte ich wohl mehr Freude als die beiden Glücklichen . . .  In unserem Team war ein so positiver Spirit, den man sich heute kaum mehr vorstellen kann: Alle für einen, einer für alle! Freude hatte ich nicht nur während den Sendungen, sondern den ganzen Tag. Es ging darum, den Kandidaten die Angst vor der Kamera zu nehmen. Legendär waren auch die Partys nach der Sendung zusammen mit der Crew und den Kandidaten, denn es war nicht nur feiern angesagt. In den Anfangszeiten dienten diese Abende auch der Akquisition von neuen Single-Kandidaten. Mit der Zeit konnten wir uns dann allerdings vor Anfragen kaum mehr retten.

Gibt es «Züri-Date»-Pärchen, mit denen Sie noch heute in Kontakt stehen?

Boser: Ja, klar, ich weiss zwar nicht, wie viele Pärchen schlussendlich geheiratet und zusammen Kinder haben, da habe ich nie Statistik geführt. Aber besonders zu Weihnachten und zum Geburtstag bekomme ich immer noch Kartenwünsche oder ein Mail von «Ex-Swiss-Datlern». Und auch heute noch sprechen mich immer wieder ehemalige Kandidaten an, nach so vielen Jahren, eigentlich unglaublich! Es war für mich eine Wahnsinnszeit.

Viele Ihrer Kolleginnen und Kollegen haben nach TeleZüri eine Karriere beim Schweizer Fernsehen gemacht. Fuchst es Sie, den Sprung zum «Staatsfernsehen» nie oder noch nicht gemacht haben?

Boser: Die regionalen TV-Sender werden meiner Ansicht nach in ihrer Bedeutung unterschätzt und haben in den letzten Jahren kontinuierlich an Zuschauern und Akzeptanz gewonnen. Ein Beispiel dafür ist die Wahl von TeleZüri-Programmleiter Markus Gilli zum Journalisten des Jahres 2013. Mit SRF hat es in den letzten Jahren Gespräche gegeben, allerdings ohne ein konkretes Resultat.

Nach wie vor moderieren Sie auf TeleZüri, Tele Bern, Tele M1 und Tele 1 die Promisendung «Lifestyle». Was fasziniert Sie an der Promiszene?

Boser: Mich interessiert nicht die Promiszene, sondern der Mensch, der hinter der öffentlichen Person steckt. In den vergangenen 25 Jahren Medienarbeit beim Fernsehen und beim Radio haben mich immer die Menschen interessiert; ich stelle meine Gäste in den Mittelpunkt, begegne ihnen mit Respekt und Offenheit, egal, woher sie kommen und wer sie sind. Jeder ist als Individuum wertvoll. Es geht mir nicht darum, kurzfristig einen Primeur zu landen, sondern ich baue auf Vertrauen und Ehrlichkeit. Das ist sicher auch ein Grund, weshalb die Menschen ­immer wieder gern in meine Sendung kommen.

Sie wurden 2012 mit dem Prix Walo geehrt, die Schweizer Fernsehzuschauer haben Sie also zum Publikumsliebling der Nation gemacht. Was bedeuten Ihnen solche Streicheleinheiten?

Boser: Unglaublich viel, weil es eine Auszeichnung des Schweizer Publikums war. Damit ist er weit mehr wert als jeder Jurypreis. Schliesslich machen wir alle unseren Job wegen und für unsere Zuschauer!

Wo und wie tanken Sie Kraft?

Boser: Zu Hause, bei guten Freunden und auf dem Fussballplatz als Fan meines 10-jährigen Sohnes, immer in Begleitung meines treuen Westies Balou. Seit ein paar Jahren betreibe ich auch regelmässig Pilates, Power Plate und EMS. Ich habe begonnen, Golf zu spielen, und im Winter fahre ich gerne Ski. Überhaupt bewege ich mich gerne in der freien Natur.

Sie sind jetzt 46 Jahre alt. Sehen immer noch jung und gut aus. Aber die erste Jugend ist klar passé. Ist es schwierig, in der «Schönen-und-Reichen-Szene» älter zu werden?

Boser: Schönheit kommt für mich von innen. Klar, ich gehe regelmässig zur Kosmetikerin, zum Coiffeur und habe mich auch schon über das eine oder andere Fältchen genervt. Aber ich bin ganz zufrieden mit meinem Aussehen und stehe zu meinem Alter. Glücklichsein und Zufriedenheit haben massiven Einfluss auf die Ausstrahlung ­eines Menschen. Und die lässt sich nicht anoperieren.

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