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Interview

Foto: ZVG

Canepa: "Meine Frau hat mich zum Pfeifenrauchen verführt"

Von: Andy Fischer

25. März 2014

Vor dem Cup-Halbfinal heute um 21  Uhr im Letzigrund gegen Thun spricht FCZ-Präsident Ancillo Canepa über Highlights, Hoeness und wie ihn seine Frau Heliane zum Pfeifenrauchen verführt hat.

Tagblatt der Stadt Zürich: Unentschieden am Sonntag gegen Basel und eine äusserst umstrittene Rote Karte gegen Ihr Team. Wie geht es Ihnen einen Tag nach so einem Spiel?

Ancillo Canepa: (studiert) Ja gut, es gibt Fehlentscheide der Schiedsrichter, die man nachvollziehen kann. Der gestrige Entscheid gehört aber nicht dazu. Dies hat uns um die Chance gebracht, Basel zu schlagen. Wir sind sehr gut in die zweite Halbzeit reingekommen, spielten dominant, hatten Chancen und hätten den Match gewinnen können. Dann diese ungerechtfertigte Karte. Klar habe ich mich über Schiedsrichter Hänni geärgert, mehr als ich öffentlich zugeben darf.

Und der Sonntagabend bei den Canepas war verdorben.

Nein, nein, das dann schon nicht. Unsere Mannschaft hat auch mit zehn Mann gut gefightet – das war positiv. Man hätte auch befürchten können, dass Basel in nummerischer Überlegenheit plötzlich stark überlegen wäre. Das war nicht der Fall.

Sie gelten als Präsident mit Herzblut. Können Sie es sich vorstellen, einen anderen Verein zu führen?

Ausgeschlossen! Der FCZ war, ist und bleibt mein einziger Verein.

Was bereitet Ihnen an Ihrem Job am meisten Freude?

Ganz lapidar: Mit dem FCZ Erfolge anstreben. Aber auch die vielen Begegnungen stellen mich oft auf.

Ich sehe da in Ihrem Sitzungszimmer zahlreiche Fotos – Canepa mit Beckenbauer, Canepa mit Pelé ...

(unterbricht) Klar, die Begegnungen mit der internationalen Fussballprominenz sind interessant. Aber es ist nicht primär das, was mich bewegt. Vielmehr sind es die meistens sehr positiven Begegnungen mit den Fans und Sympathisanten des FCZ.

Auf einem Foto sind Sie auch zusammen mit dem verurteilten Steuersünder Uli Hoeness abgebildet.

Ihn habe ich mehrfach getroffen. Ein sehr interessanterer, freundlicher, humorvoller und hilfsbereiter Mensch und völlig frei von Startallüren. Ich habe in meiner früheren Tätigkeit oft darauf hingewiesen, dass Steuervergehen keine Kavaliersdelikte seien und die oft gehörte Schweizer Antwort ‹wir unterscheiden zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug› Schwachsinn sei. Hoeness muss jetzt die Konsequenzen tragen.

Bis zur Winterpause waren Sie der Präsident eines Sorgenclubs und jetzt im Frühling der eines Spitzenteams. Wie gehen Sie um mit diesem Wechselbad der Gefühle?

Ich bin nun auch schon ziemlich lange dabei, habe mir eine dickere Haut zulegen können. Ich bin weder zu Tode betrübt, wenns mal schlecht läuft, noch himmelhoch jauchzend, wenns gut geht. Aber eine gewisse Zufriedenheit verspüre ich jetzt schon – weil ich immer gewusst habe, dass wir eine sehr gute Mannschaft und einen starken Trainerstab haben.

Aber Hand aufs Herz – wenn Geld keine Rolle spielen würde, hätten Sie im Herbst Trainer Urs Meier in die Wüste geschickt.

(energisch). Nein! Daran dachte ich zu keiner Zeit. Urs Meier ist ein aus­serordentlicher Trainer und Mensch. Man kann sich nur glücklich schätzen, wenn man jemanden wie ihn als Cheftrainer hat. Ich strebe mit ihm eine langfristige Zusammenarbeit an.

Bis vor kurzem sah es fast so aus, als ob der FCZ noch um den Titel mitspielen könnte – realistischer ist jetzt aber, in den Cupfinal einzuziehen. Wie gross ist der Respekt vor dem Halbfinal-Gegner Thun mit den ehemaligen FCZlern Adrian Nikci und Urs Fischer?

Die Ehemaligen betreffend, habe ich keine Gefühle. Aber ich bin jetzt zum vierten Mal mit dem FC Zürich in einem Cup-Halbfinal. Und jetzt will auch ich endlich mal das Endspiel in Bern erreichen.

Wie geht der Match aus?

Beide Teams sind auf Augenhöhe. Auch Thun wird alles für den Sieg unternehmen. Unsere Liga ist extrem ausgeglichen. Man muss in jedem Spiel Vollgas geben. Aber wenn wir an unsere Leistungsgrenze herangehen, werden wir das Spiel gewinnen. Und ich habe keine Zweifel, dass die Mannschaft an ihre Leistungsgrenzen gehen wird. Der Cupfinal bleibt unser grosses Saisonziel.

Andere Frage – wie lange rauchen Sie eigentlich schon Pfeife?

(lacht) Meine Frau ist schuld. Wir kennen uns schon lange. Ich war 20, sehr sportlich, rauchte nicht, trank keinen Alkohol. Dann sagte sie, ein Mann, der Pfeife raucht, würde ihr schon gefallen. Das verbreite so eine gute Aura. Dann hat sie mir zu Weihnachten eine Pfeife und Tabak geschenkt. Es war meine Frau, die mich zum Pfeifenrauchen verführt hat. Seither bin ich ein leidenschaftlicher Pfeifenraucher.

Im Herbst gab es Gerüchte über einen möglichen Einstieg von Red Bull. Sie dementierten – aber wie heisst es so schön: Wo Rauch ist, ist auch Feuer.

Ich bin ja Spezialist in Sachen Rauch und kann Ihnen zu 100 Prozent garantieren, dass da nichts dran ist und war. Ich weiss gar nicht, wie es zu diesen Gerüchten gekommen ist. Richtig ist, dass wir anlässlich unseres CL-Qualifikationsspiels gegen Salzburg 2007 mit Red Bull Kontakt gehabt hatten – da gab es tatsächlich lose Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit.

Aber ohne das richtig grosse Geld haben Sie auch auf längere Sicht keine Chance, Basel zu überholen. Ohne Geld aus Ihren privaten Schatullen würde es nicht gehen. Haben Sie diese Investitionen schon mal gereut?

Ich könnte mir auch andere Investitionsmöglichkeiten vorstellen. Aber meine Frau und ich sind mit Herzblut beim FCZ und wollen den eingeschlagenen Weg fortführen. Was aber nicht heisst, dass wir einfach auf immer und ewig bereit sind, jedes Defizit zu decken. Irgendwann müssen die Rahmenbedingen in der Stadt Zürich so sein, dass sich der FCZ selber finanzieren kann und von uns unabhängig.

Aber trotz der privaten Millionen für den FCZ – ein Kotelett pro Tag können Sie sich noch leisten?

Sagen wirs mal so – eine Cervelat auf jeden Fall. 

 

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