mobile Navigation

Interview

"Cocktails mixen muss eine Leidenschaft sein"

Von: Ginger Hebel

03. August 2015

Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» hat den 31-jährigen Dirk Hany von der Widder Bar zum Barchef des Jahres gewählt. Er spricht über experimentelle Cocktails und die Geschmäcke der Gäste.

Dirk Hany, welcher ist Ihr Lieblingsdrink?

Das kommt auf die Saison an. Im Sommer am See, darf es gerne ein Mojito sein, es muss aber ein guter sein, klassisch zubereitet wie in Kuba mit hellem Rum, frischem Limettensaft, Eiswürfeln und viel Soda, damit er erfrischend ist. Im Winter fahre ich auf der Whisky-Schiene, ich schätze einen guten Single Malt oder einen Old Fashioned, aber auch ein schönes Glas Wein.

Die «Bilanz» hat Sie zum Barchef des Jahres gewählt und Ihre originelle Barkarte gelobt. Mit Grafiken wird dem Gast ­erklärt, wie die Cocktails und Whiskys schmecken. Warum ist das wichtig?

Es unterstützt die Gäste bei ihrer Entscheidung. Wir stellen unsere Cocktailkarte jeden Monat neu zusammen und geben Empfehlungen ab. Bei rund 70 Prozent handelt es sich um Eigenkreationen und Abwandlungen von Klassikern. Wir experimentieren gerne und möchten die Leute ermutigen, etwas Neues auszuprobieren und nicht immer das zu bestellen, was sie kennen. Die Grafik unterteilt die Cocktails in tropische, fruchtige, herbe und cremige.

Wie sieht so eine Eigenkreation von Ihnen aus?

Ich mixe beispielsweise einen Absinth-Cocktail mit Gurke, Zitrone, Wasser und Absinthschaum. Bevor der Gast das Getränk probieren kann, muss er sich durch den Schaum beissen. Eine andere Variante ist der Cocktail mit London Dry Gin und Jasmintee sowie Sommertee in fester Form. Mit der Zeit verwandelt der Cocktail Geschmack und Farbe und wird so zum Erlebnis für den Gast.

Wie beurteilen Sie die Qualität der Cocktails in Zürcher Bars?

Im Vergleich zu Cocktailhoch­burgen wie London, Paris und New York, hat manche Bar in Zürich noch viel Potenzial. Mein Rat: geht raus, holt euch Inspirationen und Ideen und seid kreativ. Cocktails mixen muss eine Leidenschaft sein.

Man sagt, Barkeeper seien auch Psychologen. Schütten Ihnen die Gäste ihr Herz aus?

Das kommt tatsächlich oft vor, aber Diskretion steht an oberster Stelle. Wir hören zu, doch man muss sich auch abgrenzen können.

Gin erlebt seit einiger Zeit eine Renaissance. Hält der Hype an?

Ich denke, er hat langsam seinen Höhepunkt erreicht, danach wird eine neue Spirituose kommen. Ich glaube, die Nachfrage nach Rum wird grösser werden. Rumcocktails sind schon heute die meist­getrunkenen der Welt, man denke an Cuba Libre und Mojito. Aber auch purer Rum wird zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Haben Ausländer einen anderen Geschmack als Schweizer?

Ja. Amerikaner bevorzugen herbe Drinks wie Bourbon und Scotch, Franzosen mögen liebliche, süssliche Cocktails, und für die Asiaten darf es nicht zu stark sein.

Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von tagblattzuerich.ch

 

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare