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Interview

Hat allen Grund zum Lachen: ZFF-Geschäftsführerin Nadja Schildknecht. Bild: ZFF

«Das gemeinsame Kinoerlebnis ist unverzichtbar»

Von: Sacha Beuth

20. September 2016

Zum 12. Mal steigt vom 22. September bis zum 2. Oktober das Zurich Film Festival (ZFF). Geschäfts­führerin und Mitgründerin Nadja Schildknecht (43) freut sich nicht nur darauf, ein vielfältiges Programm und mehrere Stars präsentieren zu können, sondern gibt auch ihre Favoriten der diesjährigen Ausgabe preis.

Nadja Schildknecht, das Zurich Film Festival wird nun bereits zum 12. Mal ausgetragen und hat sich längst etabliert. Was sind die Gründe für den Erfolg?

Kontinuierlicher Aufbau, nicht aufgeben und konstant an die Idee glauben, dass man in Zürich ein Filmfestival etablieren kann, half in den 12 Jahren stetig, mit Leidenschaft zu arbeiten. Eine wichtige Stütze war ausserdem der hohe Publikumsandrang, denn ohne Publikum kein Festival.

Einige Filmexperten schnöden, Zürich bringe die Stars, die guten Filme würden aber in Locarno ­laufen.

Dies ist längst vorbei. Unser Programm zeigt, dass wir Filme bieten, die später für Aufmerksamkeit sorgen, zum Teil sogar ins Oscar-Rennen  gehen. Wir  haben  ein vielfältiges Programm; für jeden Geschmack findet sich das Passende.

Unbestreitbar sorgen Schauspiel- und Regiestars für Glamour. Dieses Jahr sind unter andere Hugh Grant, Ewan McGregor, Jennifer Connelly und Daniel Radcliffe ­dabei. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Gäste und Jurymitglieder aus?

Im Vordergrund stehen die Filme, anhand derer wir dann Regisseure und Schauspieler auswählen, welche zum Teil bekannte Persönlichkeiten sind. Bei unseren Awards ist es anders: Da laden wir eine bestimmte Persönlichkeit wie Hugh Grant, Olivier Assayas oder Marcel Hoehn ein, weil wir sie für ihr Lebenswerk auszeichnen.

Und nach welchen Gesichtspunkten werden die Filme bestimmt, die am ZFF gezeigt werden?

In erster Linie müssen es Welt-, Europa- oder Schweizer Premieren sein. Wir zeigen von grossen Hollywoodfilmen bis zu kleinen Independent-Produktionen die Perlen des Jahres. Einige der bei uns gezeigten Filme kommen nicht ins reguläre Kinoprogramm, umso mehr lohnt es sich, diese am Festival anzuschauen, welche von den Filmemachern selbst persönlich präsentiert werden.

Die Zürcher Kinos befinden sich in einer Krise. 2015 verzeichneten sie erstmals weniger als 2 Millionen Besucher. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Es ist eine Tatsache, dass die Leute mehr und mehr Filme auf Streamingportalen oder ähnlichen Kanälen sehen. Umso wichtiger sind Filmfestivals, wo man die Filme unter besten Bedingungen im Kino sehen kann.

Wie oft gehen Sie ins Kino, und was schauen Sie dabei bevorzugt?

Ich gehe so oft wie möglich ins Kino, selbst wenn ich die Filme auch zu Hause sehen könnte. Das gemeinsame Kinoerlebnis ist unverzichtbar.

Verfolgen Sie die Filme jeweils in der Originalsprache, selbst wenn sie z. B. auf Uigurisch sind?

Ich bin ein Fan der Originalversion und sehe alle Filme in der Originalsprache, auch wenn ich nicht alle Sprachen verstehe. Die einzige Ausnahme ist, wenn ich mit kleineren Kindern ins Kino gehe, die noch nicht Untertitel lesen können.

Zurück zum Festival. Welches sind die Highlights, die man sich unbedingt ansehen soll?

Ich kann ein paar Dokumentar­filme empfehlen: «Dancer», da sieht man Ballett einmal ganz anders; und das Porträt über Sergei Polunin ist eindrücklich. Er ist ein Rebell in dieser Branche. Auch «Magnus» muss man sehen. Der Schachspieler Magnus Carlsen ist einzigartig und selbst als Nicht-Schachspieler wird man fasziniert aus dem Kino laufen. Wer denkt, dass man im aktuellen US-Wahlkampf schon alles gesehen hat, findet in «Weiner» einen aussergewöhnlichen Blick auf die Menschen hinter den Kulissen. Es gäbe noch viele mehr. Ich kann mich gar nicht entscheiden.

Welche Person aus der Filmwelt hat Sie bislang am meisten beeindruckt, und wen möchten Sie unbedingt noch ans ZFF holen?

Es gibt viele interessante Persönlichkeiten in der Filmbranche, dies kann man nicht auf einige wenige Personen reduzieren. Sicherlich freut es mich, dass zum Beispiel Oliver Stone zum vierten Mal unser Festival besucht. Aber auch das Kommen von Harvey Weinstein, einem der wichtigsten Produzenten weltweit, ist eine Auszeichnung für uns. Er ist zum zweiten Mal am ZFF und fungiert dieses Jahr als Repräsentant von «Lion».

Die Höhepunkte des Zurich Film Festival

Das 12. Zurich Film Festival beginnt morgen Donnerstag und dauert bis zum 2. Oktober. In den teilnehmenden Kinos Corso, Arthouse Le Paris, Arthouse Piccadilly, den Arena-Kinos und im Filmpodium werden insgesamt 172 Filme gezeigt, die von vielen Stars präsentiert werden. So ist Oliver Stone am 24. 9., um 21 Uhr, im Kino Corso bei «Snowden», Jennifer Connelly und Ewan McGregor am 26. 9., um 21 Uhr, im Kino Corso bei «American Pastoral», Daniel Radcliffe am 30. 9., um 20.45 Uhr, im Kino Corso bei «Imperium» und am 1. 10., um 20.30 Uhr, bei «Swiss Army Man» sowie am 2. 10., 12 Uhr, am ZFF Masters im Filmpodium anwesend. Veronica Ferres stellt am 30. 9., um 18 Uhr, im Kino Arena 4 «Salt and Fire» vor, und am 27. 9. wird um 20.30 Uhr Hugh Grant im Kino Corso mit dem Golden Icon Award ausgezeichnet. Zudem findet am 24. 9. im Anschluss an die Reprise «Kill Bill Volume 1» (13.15 Uhr im Arena 4) eine Fragerunde mit Uma Thurman statt.  

 

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