mobile Navigation

Interview

Die Ambiance im Letzigrund wird fantastisch sein

Von: Andy Fischer

02. Juni 2014

Zürich ist vom 12. bis 17. August die Leichtathletik-Hauptstadt Europas. Dann finden nämlich im Letzigrund die Europameisterschaften statt. CEO Patrick Magyar über den Event der Superlative.

Tagblatt der Stadt Zürich: Grüezi, Herr Magyar – den ersten Interviewtermin haben Sie abgesagt, ein zweiter war für Ihre Sekretärin nur sehr schwer zu finden. Sie sind voll im Stress!

Patrick Magyar: Im Stress im Sinne einer positiven Hormonlage, die mich zu Höchstleistungen aller Art antreibt. Aber ich schlafe zu wenig. Das muss ich schon zugeben.

Wenn Sie zu Bett gehen, dann können Sie aber schon schlafen?

(lacht) Häufig. Nicht meistens, aber häufig. Warum nicht meistens? Es gibt viel nachzudenken, es existieren noch Ungewissheiten. Es ist noch nicht alles in trockenen Tüchern. Es sieht positiv aus. Aber es gibt noch viel zu tun.

Wie hat denn heute Ihr Tag ange­fangen?

Ich bin um 4 Uhr aufgestanden, habe dann bis 5.40 Uhr daheim in Steinhausen ZG gearbeitet. Danach bin ich mit meinem neuen Rennvelo um den Zugersee gefahren und habe anschliessend weitergearbeitet.

Sie sind der Mister Leichtathletik schlechthin. Promoter einer Sportart, die klar im Schatten steht von Fussball. Ich würde mal behaupten, vor allem Kids, die nicht gut im Fussball sind, betreiben halt Leichtathletik.

(antwortet wie aus der Pistole geschossen) Nein, es ist gerade umgekehrt. Die, die in der Leichtathletik nicht schnell genug sind, werden halt Fussballer. (lacht)

Kommen wir endlich zur EM, die vor der Tür steht. Sind Sie auf Kurs?

Es sieht gut aus. Im Moment gehts prima, alle Ampeln stehen auf Grün. Es wird noch Probleme geben, das ist klar. Aber, auch dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit der Stadt, es läuft alles rund. Wenn man mir vor zehn Jahren gesagt hätte, dass man mit Behörden so gut zusammenarbeiten kann, dass alle so hilfsbereit und flexibel sind wie jetzt in Zürich, dann hätte ich das nicht für möglich gehalten.

Gestern konnte ein Herr am Radio die Quizfrage «Wo findet die Leicht­athletik-EM statt?» nicht beantworten. Ich habe den Eindruck, dass er mit dieser Wissenslücke nicht allein auf weiter Flur ist.

Ich würde sagen, dieser Herr gehört zu einer Minderheit. Gemäss Marktforschung wissen mehr als die Hälfte der Deutschschweizer vom Anlass. Aber es ist eine Tatsache, dass eine Leichtathletik-EM kein Event ist wie eine Fussball-EM oder Olympische Spiele. Unsere ganz grosse Werbekampagne startet Mitte Juni. Viele Leute können sich jetzt noch nicht viel unter diesem Anlass vorstellen.

Leichtathletik ist weniger emotional als Fussball. Eine Euphorie, ein EM-Fieber, könnten nur Schweizer Medaillenanwärter auslösen.

Ich bin sehr optimistisch. Wir werden mehr als nur Finalplätze erreichen. Es gibt die einen oder anderen Kandidaten, die jetzt so weit sind und nach ­einer Medaille greifen werden.

Namen, bitte.

Werde ich jetzt sicher nicht nennen. Das wäre nicht korrekt. Wir haben etwa sechs Athleten, die reelle Chancen haben, vier, fünf weitere sind zumindest Aussenseiter. Und klar ist auch, dass einer wie Viktor Röthlin als amtierender Marathon-Europameister auch in Zürich zum engen Favoritenkreis gehört.

Wie sieht es mit dem Ticketverkauf aus? Wird der Letzigrund an allen ­Tagen ausverkauft sein?

Wir haben bis jetzt von den 120 000 Tagestickets 54 000 verkauft. Das ist im Vergleich zu früheren Europameisterschaften hervorragend. Die Fans haben wir erreicht. Und üblicherweise verkauft man etwa die Hälfte der Tickets während der letzten beiden Monate. Es sieht also super aus. Und was mich auch freut: Ein Drittel aller Tickets ging bis jetzt ins Ausland – und zwar verteilt über den ganzen Kontinent.

Ich gehörte zur Kategorie «kein Leichtathletikfan». Warum soll ich die Wettkämpfe trotzdem live ver­folgen?

Weil Sie als Schweizer wahrscheinlich zu Ihren Lebzeiten nicht mehr die Chance haben werden, an eine Heim-EM zu gehen. Weil die Ambiance im Letzigrund gewaltig sein wird. Weil der sportliche Erfolg und der Misserfolg sofort messbar sind. Und, last, but not least, weil unsere fast 50  Schweizer Athleten Ihre Unterstützung brauchen.

Weltweit werden 370 Millionen Menschen den Event vor dem TV verfolgen, während des Marathons auch die wunderschöne Zürcher Innenstadt sehen. Können Sie als Marketingfachmann den Wert dieser EM beziffern?

Eine seriöse Aussage dazu ist jetzt noch nicht möglich. Der Wert hängt sehr stark davon ab, wie die Qualität aller Anlässe sein wird. Wenn die Qualität gut ist, wovon ich ausgehe, hat der Auftritt für die Tourismusdestination Zürich sicher einen Wert von x Millionen Franken. Aber wirklich nur dann, wenn das Feeling, das ­rüberkommt, gut ist.

Noch ein Wort zum Letzigrund­stadion. Als Fussballarena verpönt, als Leichtathletiktempel gerühmt.

So kann man das sagen. Es gilt als das beste Leichtathletikstadion der Welt. Sportler schwärmen auf ihren Blogs vom Letzi. Für einen Athleten ist ein Auftritt bei «Weltklasse Zürich» etwas vom Grössten. Matchentscheidend ist  aber nicht allein das Stadion, sondern in erster Linie das Publikum. Und das ist in Zürich einfach Weltklasse.

Wann ist die EM für den OK-Direktor Magyar eine erfolgreiche EM?

Wenn es uns gelingt, die Stadien zu füllen, alles Logistische und Organisatorische gut umzusetzen, und wenn möglichst viele Menschen positiv mit dieser EM in Berührung kommen. Das sind die drei Kernpunkte, die mir am Herzen liegen. 

 

PS: Werden Sie doch Facebook-Friend von uns!!!!

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare