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Interview

«Ich wollte Frank gar nie kennen lernen»: Erfolgsduo Gabriella und Frank Baumann-von Arx.

Die Lärm- und Lernfähigen

Von: Isabella Seemann

24. Oktober 2017

Gabriella Baumann-von Arx und Frank Baumann sind seit bald 30 Jahren verheiratet. Zusammen betreiben sie die Wörterseh GmbH, die erfolgreich Bücher herausgibt und Kreativität produziert. Einander zuzuhören, finden sie, sei das oberste Gebot in einer Beziehung.

Erinnern Sie sich noch an den allerersten Eindruck?
Gabriella Baumann-von Arx: Ich wollte Frank gar nie kennen lernen, aber der, der uns verkuppeln wollte, gab nicht auf, und so trafen wir uns dann doch, und ja, ich fand ihn sehr sympathisch, verliebt habe ich mich aber erst später. Und definitiv dann, als er sich, mitsamt einem Frühstückstablett vom Feinsten, im Parkhaus des Flughafens in mein Auto einschliessen und dieses dann von aussen verpacken liess, samt roter Schlaufe.

Frank Baumann:
Bevor ich sie das erste Mal sah, hatte ich sie im Ohr. Sie lag mit einer kaputten Haxe im Spital, und ich war bei Radio 24 auf Sendung. Ein gemeinsamer Freund, der uns verkuppeln wollte, reichte ihr, gegen ihren Willen, den Telefonhörer ans Krankenhausbett. Als ich sie hörte, dachte ich, sie sei eine kleine, knubbelige und schwarzhaarige Aargauerin.

Ist Ihre Wörterseh GmbH auch ein Projekt Ihrer Lebensgemeinschaft?
Gabriella: Wir sind gleichberechtigte Partner, auch im Geschäft. Ich kümmere mich um den Verlag, er sich um die Referentenagentur Wörterberg, die dem Wörterseh angeschlossen ist, und ums Arosa-Humorfestival und vieles mehr; was alles, das lass ich lieber ihn erzählen.

Frank: Ja, was mache ich eigentlich? Für den Verlag arbeitete ich grad als Illustrator für zwei Märchenbücher und führte Regie für die Tonaufnahmen vom Buch «Di gschtifleti Gans»: Stefan Gubser liest köstlich und auf Schweizerdeutsch Märchen der Gebrüder Grimm, und seine Tochter Stefanie singt die bekanntesten Schlaflieder – und dies so schön, dass man Gänsehaut bekommt. Ja und daneben bin ich als Referent und Moderator unterwegs.

Wie verändert sich eine Beziehung, wenn man zusammen arbeitet?
Gabriella: Dass wir Büro an Büro (BaB) arbeiten, tut unserer Beziehung keinen Abbruch, und das Tolle ist, dass wir uns, wenn wir dann mal pensioniert sind, nicht zuerst an die Dauerpräsenz des anderen gewöhnen müssen. (lacht)

Frank: Ja, BaB zu arbeiten, ist eine wunderbare Sache. Auch, weil wir ja stets mitbekommen, in welcher Baustelle der andere grad buddelt – das Verständnis des Gegenübers ist für die Beziehung enorm wichtig.

Sind zwei Kreativhirne gescheiter, oder hatte Schiller recht, der sagte, «Der Starke ist am mächtigsten allein»?
Gabriella: Wir sind ganz klar ein wunderbar funktionierendes Team, stärken uns gegenseitig und freuen uns, wenn der andere Erfolg hat.

Frank: Moment mal, «Der Starke ist am mächtigsten allein», das hat Schiller den Wilhelm Tell sagen lassen. Er wollte damit wohl zeigen, dass der Bewaffnete nicht unbedingt besonders intelligent zu sein braucht. Aber der wirklich Starke ist erst dann am mächtigsten, wenn er sich mit anderen Starken verbündet. Die Umsetzung kreativer Lösungen ist sowieso Mannschaftssport.

Hand aufs Herz: Welchen Anteil an Ihren privaten Gesprächen nehmen eigentlich Ihre gemeinsamen geschäftlichen Projekte ein?
Gabriella: Ganz ehrlich? Über 50 Prozent. Aber das macht nichts, im Gegenteil. Uns ist es noch nie passiert, dass wir zusammen am Tisch gesessen und uns angeschwiegen hätten. Wichtig: In den Ferien finden geschäftliche Gespräche selten statt, und wir wissen doch immer etwas zu bereden.

Frank: Wir haben das grosse Glück, dass das Resultat unserer Arbeit vielen Menschen Freude bereitet. Und so vermischt sich das Private oftmals mit dem Herzblut des Geschäftlichen. Wenn man mit Vergnügen kreativ ist, ist es schwierig, nicht kreativ zu sein.

Sie sind beide kommunikativ und reden sehr gerne. Hören Sie Ihrem Mann und Ihrer Frau nach 30 Jahren Ehe noch gerne zu?

Gabriella: Ohne Zuhören geht in einer Partnerschaft nichts. Im Fall von Frank «lohnt» sich das, da er mich oft zum Lachen bringt.

Frank: Ich höre ihr noch immer gerne zu, verstehe sie aber noch immer nicht. (lacht)

Was haben Sie gemeinsam, worin unterscheiden Sie sich?
Gabriella: Wir mögen Menschen und freuen uns, wenn wir ihnen Gutes tun können. Das haben wir definitiv gemeinsam. Unterscheiden tun wir uns – unter anderem – darin, dass er zeichnen kann, ich nicht, dass er ein Schönschreiber ist, ich nicht. Dafür agiere ich in heiklen Situationen viel diplomatischer als er. Was nach über 30 gemeinsamen Jahren aber auch bereits etwas auf ihn abgefärbt hat. (lächelt)

Frank: Wir ergänzen uns vortrefflich. Sie ist lärmfähig, und ich bin lernfähig.

Was haben Sie zuletzt voneinander gelernt?
Gabriella: Ich erinnere mich vor allem an das, was ich zu Beginn von ihm gelernt habe – dass man Fehler schlicht und einfach zugeben kann, und zwar, ohne Ausflüchte zu suchen.

Frank: Wir lernen Tag für Tag voneinander. Das Lernen ist eine Lebensaufgabe. Das ist ja auch das, was uns beflügelt.

Ist Ihnen Ihr Ehemann respektive Ihre Ehefrau ein Vorbild?

Gabriella: Vorbild ist falsch ausgedrückt. Er ist mir ein Halt, und ich vertraue ihm blind.

Frank: Ja.

Was möchten Sie unbedingt noch miteinander erleben?
Gabriella: Im Moment wünsche ich mir am meisten, dass wir unsere frühmorgendlichen Waldspaziergänge wieder aufnehmen. Das Glück liegt für mich nicht in der Ferne, sondern vor der Haustür.

Frank: Wir leben sehr im Moment. Und was immer wir erleben, ist sehr intensiv. Ich freue mich auf jedes Abenteuer mit Gaby.

Gut zu wissen: Gabriella und Frank Baumann-von Arx

Gabriella Baumann-von Arx (56) wuchs auf dem Schloss Lenzburg auf, wo ihre Eltern als Schlosswart-Ehepaar tätig waren. Nach ihrer Lehre als Arztgehilfin wechselte sie zur Swissair – als Flight-Attendant. Nach der Geburt ihres ersten Kindes arbeitete sie als Journalistin. In der «Schweizer Familie» schrieb das Ehepaar Baumann abwechselnd eine Kolumne über Partnerschaft und elterliche Freuden und Pflichten. 2000 schrieb Gabriella Baumann-von Arx ihr erstes Buch, es folgten sieben weitere. 2004 gründete sie für ihr zweites Buch über Lotti Latrous, die «Schweizerin des Jahres 2004», den eigenen Verlag, da der Verlag, der ihr erstes herausgebracht hatte, nicht so schnell einen zweiten Band haben wollte wie sie. In den letzten 13 Jahren hat sie 93 Bücher verlegt. 53 davon schafften es in die Top Ten der Schweizer Bestsellerliste. (www.woerterseh.ch)

Frank Baumann (60) begann seine Medienkarriere als Fotograf, Karikaturist und Journalist. Als Werber gewann er zahlreiche Preise im In- und Ausland. Von 1996 bis 2000 ärgerte und erfreute er mit der Medienpersi­flage «Ventil» die Zuschauer des Schweizer Fernsehens. Dort moderierte er die Talkshow «Genial daneben». Er ist Direktor des Arosa-Humorfestivals. Daneben führt er seine eigene Kommunikationsagentur, entwickelt Fernsehformate, schreibt Bücher und arbeitet als Kreativberater. Seine Arbeiten wurden x-fach ausgezeichnet, unter anderem mit der Goldenen Rose von Montreux oder der Nomination für den renommierten Grimme-Preis. (www.frankbaumann.ch)

Gabriella und Frank Baumann-von Arx sind seit 1988 verheiratet, haben eine Tochter und einen Sohn und sind seit kurzem Grosseltern. Das Paar lebt in der Nähe von Zürich.

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