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Interview

Raus aus dem Hallenbad und abtauchen in einem der Zürcher Freibäder: Patrick Müller, Leiter Abteilung Badeanlagen, erzählt, was sich für diesen Sommer alles geändert hat. Bild: Nicolas Y. Aebi

«Ein schöner Sommer macht uns doppelt glücklich»

Von: Sacha Beuth

17. Mai 2016

Am letzten Samstag sind die Zürcher Freibäder in die neue Saison gestartet. Dem «Tagblatt» verrät Patrick Müller (42), Leiter Abteilung Badeanlagen, was sich im Vergleich zur letzten Saison alles geändert hat, wie man mit Wetterkapriolen umgeht und wie man die Wasserqualität hochhält.

Patrick Müller, vor nicht mal zwei Wochen hat es in Zürich noch geschneit, nun sind bereits die Freibäder wieder offen. Erfolgt der Saisonstart nicht zu früh?

Ich denke nicht. Die Saisoneröffnung erfolgt immer Mitte Mai, da sich in der Vergangenheit gezeigt hat, dass die Bäder ab diesem Zeitpunkt im Allgemeinen gut genutzt werden. Natürlich können uns Wetterkapriolen einen Strich durch die Rechnung machen, und die Eröffnung wäre dann ein paar Tage früher oder später idealer gewesen. Aber dieses Risiko lässt sich nicht vermeiden.

Von den 16 Freibädern bleibt das Freibad Heuried wegen Bauarbeiten geschlossen. Warum konnten nicht alle Arbeiten in der kalten Jahreszeit erledigt werden?

Im Heuried erfolgt eine Komplettsanierung des Bades inklusive Kunsteisbahn. Der Arbeitsaufwand ist enorm und konnte unmöglich in einer Saison erledigt werden. Die Gesamteröffnung ist auf den Herbst 2017 geplant.

Mit welchen Neuerungen warten die Zürcher Badis auf?

Die grösste Attraktion dürfte wohl der 10-m-Sprungturm im See beim Bellevue sein, der im Rahmen des diesjährigen Züri-Fäscht aufgestellt wird. Dieser wird durch uns vom 8. Juli bis zum 21. August betrieben und kann von allen genutzt werden. Weiter wird neben dem Strandbad Mythenquai neu auch im Seebad Tiefenbrunnen Stand-up-Paddling angeboten. Und im Flussbad Oberer Letten ist nun von Mitte Juni bis Ende August «Frühschwimmen» möglich, das heisst, die Badi öffnet in dieser Periode bereits um 7 Uhr.

Stichwort Öffnungszeiten. Diese können bei «schönem Wetter» bis 20 Uhr verlängert werden. Was genau ist für Sie «schönes Wetter»?

Grundsätzlich haben alle Freibäder täglich von 9 bis 11 Uhr geöffnet, danach bei schönem Wetter und entsprechendem Besucheraufkommen bis um 20 Uhr. Diese Handhabung hat sich mittlerweile sehr bewährt, da am aktuellen Tag viel präzisere Aussagen über den Wetterverlauf gemacht werden können und weniger Fehlentscheidungen bezüglich Badschliessung erfolgen. Wir empfehlen unseren Kunden immer, kurz vor dem geplanten Besuch den Öffnungszeitenstatus im Internet (www.sportamt.ch > Badeanlagen > Wassertemperaturen) abzurufen.

Was, wenn bei einem ausgesprochen schönen Sommer die Betriebszeiten oft bis 20 Uhr verlängert werden und dadurch die Betriebskosten steigen. Gibts dann finanzielle Probleme?

Nein, das Gegenteil ist der Fall. Bei schönem Wetter überwiegt der Mehrertrag an Einnahmen gegenüber den zusätzlichen betrieblichen Aufwendungen. Mit dem ebenfalls erfreulichen Nebeneffekt, dass trotz der Mehrarbeit auch die Mitarbeiterzufriedenheit steigt. Darum sind wir doppelt glücklich, wenn wir einen schönen Sommer haben.

Welche Badis sind traditionell gut besucht oder gar überlaufen, und wo hat es meist noch gut Platz?

Bei schönem Wetter sind generell alle Freibäder sehr gut besucht. So richtig voll wird es dann vor allem im Mythenquai, Letzigraben und Tiefenbrunnen. Demgegenüber hat man dann im Strandbad Wollishofen und in der Badi Zwischen den Hölzern am ehesten noch die Chance auf einen Schattenplatz.

Wie steht es bezüglich der Wasserqualität? Können die Grenzwerte auch an Spitzentagen in allen Zürcher Bädern eingehalten werden?

Ja. Kommt die Wasseraufbereitung an ihre Grenzen, kann durch die Erhöhung der Frischwasserzufuhr dem entgegengewirkt werden.

Immer mehr Menschen beklagen sich über das Chlor im Wasser, das Haut- und Schleimhautreizungen auslöst. Gibt es keine ­andere Möglichkeit, die Wasserqualität in den Beckenbädern hochzuhalten?

Einerseits wird Chlor bei der Aufbereitung des Badewassers zum Reinigen und Desinfizieren benötigt. Zudem braucht es einen geringen Chlorgehalt, damit Verunreinigungen im Becken neutralisiert werden können. Jeder Gast kann uns unterstützen: Wer vor dem Schwimmen gründlich duscht, hilft, weniger Chemikalien zu verbrauchen.

Welches ist Ihre Lieblingsbadi?

Alle unsere Badanlagen haben ihren Reiz. Bei mir hat dies im Laufe der Jahre ständig gewechselt. In meiner Jugend waren es Letzigraben und Heuried, dann die Seebäder und heute als Familienvater öfter die Bäder Au-Höngg, Seebach und Mythenquai.

Infobox

Im Schnitt verzeichnen die Zürcher Freibäder pro Jahr rund 1,2 Mio. Besucher. Die Saison 2016 begann am 15. Mai und wird je nach Badi zwischen dem 12. und dem 18. September beendet. Einzig die Badi Utoquai bleibt bis zum 25. September geöffnet. Der Einzeleintritt kostet für Erwachsene 8 Fr., für Kinder 4 Fr., das Sportabo «Saison» für Erwachsene 110 Fr. (im Onlineshop bis Ende Mai nur 100 Fr.). Tickets und weitere Infos unter www.sportamt.ch und www.sportabo.ch

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