mobile Navigation

Interview

Bild: Lukas Lienhard

«Es bringt einem selten etwas, recht zu haben»

Von: Janine Grünenwald

20. Oktober 2014

INDISKRETES INTERVIEW Heute mit Thomas Meyer. Hier erfahren Sie, warum er sich betrunken ziemlich doof findet und warum er Woody Allen unbedingt begegnen möchte.

Tagblatt der Stadt Zürich: Wo ist Zürich am schönsten, wo am hässlichsten?

Thomas Meyer: Sehr schön finde ich den Friedhof Sihlfeld und den Uetlibergwald. Hässlich finde ich die Stadt dort, wo es hektisch ist, an der Bahnhofstrasse zum Beispiel. Und das Coop-Provisorium finde ich genauso grauenhaft wie die Sihlhochstrasse.

GC oder FCZ?

Das ist mir scheissegal.

Wo werden Sie am liebsten berührt, wo am wenigsten gern?

Das ist privat. Aber ich kann Ihnen sagen, womit ich am wenigsten gerne berührt werde – mit Schaumgummi.

Wie gelingt für Sie ein Date hundertprozentig? Was wäre ein No-go?

Ein No-go wäre, wenn mein Date raucht und/oder Pelz trägt. Hundertprozentig gelungen ist es, wenn ich nicht will, dass es aufhört.

Glauben Sie an Gott? Gibt es den Teufel?

Was mich an dieser Frage nicht überzeugt, ist die Personifizierung. Wir reden ja von Kräften und nicht von Personen. Ich glaube eher an etwas Göttliches und etwas Teuflisches. Die Lakota-Indianer sagen übrigens «Wakan Tanka» – das grosse Geheimnis. Das gefällt mir sehr.

Wem möchten Sie lieber nie begegnen, wem unbedingt? Weshalb?

Menschen, denen man nicht begegnen möchte, hat man ja gleichzeitig eine Menge zu sagen. Ich würde also gerne mal Denjenigen ins Gewissen reden, die ein Pelzimportverbot für unnötig halten. Oder die kein Problem darin sehen, Waffen zu exportieren. Unbedingt begegnen möchte ich einem englischsprachigen Verleger, der mein Buch «Wolkenbruch» herausbringt, und Woody Allen, weil ich es toll fände, wenn er bei der anstehenden Verfilmung Regie führen würde.

Was war Ihr grösster Fehlkauf, was der beste Kauf überhaupt?

Mein bester Kauf war das «Burning Man»-Ticket. Fehlkäufe habe ich viele getätigt. Aber der grösste war wohl, als ich mir mal einen Anwalt genommen habe, weil jemand meine Rechnung nicht bezahlt hat. Am Ende habe ich zwar recht bekommen, aber die Anwaltskosten waren dermassen hoch, dass ich trotzdem nichts davon hatte. Ich habe daraus immerhin gelernt, dass es einem selten etwas bringt, recht zu haben.

Welchen Politiker mögen Sie am besten, und welchem würden Sie gerne mal Ihre Meinung sagen?

Ruedi Noser ist mir herzlich unsympathisch. Sympathisch ist mir Christoph Mörgeli. Ich kenne ihn persönlich.

Wenn Sie die Macht hätten, in Zürich allein Entscheidungen zu treffen, was würden Sie sofort einführen, was sofort abschaffen?

Einführen würde ich, dass an jeder Ampel eine Tafel angebracht wird mit dem Hinweis: «Kreuzung nicht blockieren». Ebenfalls einführen würde ich ein radikales Veloregime, knallharte Litteringgesetze und ein striktes Rauchverbot im öffentlichen Raum. Abschaffen würde ich das Mitnahmeverbot von Velos in der SZU.

Wie sind Sie betrunken? Und wie sind Sie nüchtern?

Ich finde mich betrunken mittlerweile ziemlich doof. Ich werde frivol und laut. Nüchtern bin ich bei mir und in meiner Mitte, das ist mir wesentlich sympathischer.

Zur Person:
Thomas Meyer wurde 1974 geboren. Er arbeitete als Texter, Reporter und Kolumnist. Seit 2012 ist er freier Schriftsteller. Mit seinem aktuellen Roman «Rechnung über meine Dukaten» ist er auf Leserreise und gastiert am Samstag, 25. Oktober im Rahmen von «Zürich liest» um 20 Uhr im Helmhaus.
www.thomasmeyer.ch

Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan vom Tagblatt der Stadt Zürich

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare