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Interview

Tatjana Haenni, Präsidentin der FCZ-Frauen mit Stadtrat Gerold Lauber. Bild. PD

«Frauen spielen fair»

Von: Sibylle Ambs-Keller

31. Januar 2017

Zum 29. Mal wurde letzte Woche der Sportpreis der Stadt Zürich verliehen. Tatjana Haenni, Ex-Fussballerin und Präsidentin des FC Zürich Frauen, wurde für ihren Einsatz im Frauenfussball mit dem Sportförderpreis geehrt.

Was bedeutet dieser Preis für den Frauenfussball in Zürich?

Tatjana Haenni: Der Preis bedeutet Anerkennung. Er zeigt, dass Frauenfussball in Zürich Beachtung findet und nicht mehr belächelt wird. Dass Zürich weiter ist als die übrige Schweiz. Es ist eine Auszeichnung für die Entwicklung und die Wichtigkeit des Frauenfussballs. Für mich persönlich bedeutet es eine Wertschätzung meiner Arbeit, die ich seit mehr als 20 Jahren in diesen Sport investiere. Das Blatt hat sich gewendet: Früher bin ich mit meinen Anliegen eher auf Ablehnung gestossen. Deshalb ist es umso schöner, dass die Bemühungen jetzt geschätzt werden.

Was sind Ihre Ziele 2017 für den Frauenfussball in Zürich?

Wir waren jahrelang dominant mit den FCZ-Frauen. Dieses Jahr könnte es sein, dass wir erstmals nicht Meister werden. Natürlich möchten wir unsere Vorreiterrolle behalten, weiter ausbauen und die anderen Vereine mitziehen. Wir wollen Talente fördern, Mädchenfussballcamps organisieren und wieder an die Tabellenspitze kommen. Die Nationalmannschaft spielt zudem an der diesjährigen EM in Holland. Die Spiele werden im Schweizer Fernsehen übertragen. Auf diesen Zug möchten wir aufspringen und medial den Frauenfussball auch über die grossen Turniere hinaus im Gespräch halten.

Profitiert der Frauenfussball vom Kommerzüberdruss und den «Starallüren» im Männerfussball?

Die Profis im Frauenfussball verdienen weit weniger als die Stars im Männerfussball. Die meisten verdienen gerade genug zum Leben. Dadurch sind sie am Boden geblieben und wirken sympathischer und authentischer. Die Profi-Spielerinnen sind nah an ihren Fans. Allerdings geht es in den ganz grossen Clubs wie Bayern München oder Paris St-Germain mit den Profispielerinnen in die gleiche Richtung wie bei den Männern: Der Frauenfussball muss aufpassen, dass die Teams und Spielerinnen nicht auch von Fans und Medien abgeschirmt werden. Trotzdem: Die Spiele sind fairer, es gibt keine Diskussionen mit dem Schiedsrichter, keine wälzt sich am Boden, das Publikum ist friedlich. Wenn wir im Letzigrund ein Champions-League-Spiel haben, kommen schon mal 4000 Leute trotz Regen und Kälte.

Was kann der Männerfussball vom Frauenfussball lernen?

Neben Fairness und Respekt: Der Männerfussball ist so dominant in jeder Hinsicht, dass er dem Frauenfussball in vielen Bereichen die Tür öffnen und die Frauen reinlassen könnte. Es kann nicht sein, dass die Frauen dermassen untervertreten sind. Die Verantwortlichen im Männerfussball sollten ihr Machogehabe ablegen, denn es sollten sich Männer und Frauen gleichermassen um die Geschicke des Fussballs kümmern. Es muss mehr Frauen wie Heliane Canepa oder Gigi Oeri geben, egal, ob in der Clubverwaltung oder in anderen Funktionen. Beim Schweizerischen Fussballverband zum Beispiel gibt es keine Frau in den Entscheidungsgremien.

Seit letzter Woche sind Sie nicht mehr bei der Fifa tätig. Wohin geht Ihr Weg jetzt?

Die Situation ist ganz neu. Aber umso schöner ist es für mich, hier heute diesen Preis entgegennehmen zu dürfen. Das zeigt mir, dass die einen meine Arbeit schätzen, die anderen eher weniger. Ich werde mich jetzt neu ausrichten. Natürlich wird Frauenfussball eine Rolle spielen. Vielleicht kann ich jetzt Ämter wie beispielsweise beim Schweizerischen Fussballverband annehmen, die ich vorher aufgrund meiner Tätigkeit bei der Fifa nicht übernehmen konnte. Ich stelle mich auf jeden Fall zur Verfügung und habe das Gefühl, mit meinem Know-how und meinem Engagement noch viel für den Frauenfussball tun zu können.

Die Sportpreise

Am grössten Netzwerkanlass des Stadtzürcher Sports überreichten Stadtrat Gerold Lauber und Jörg Blunschi, Geschäftsführer der Genossenschaft Migros Zürich, die Sportpreise 2016. Der Anlass in der Migros Herdern in Zürich wurde von der Fernsehmoderatorin Steffi Buchli moderiert und zog 250 Gäste an. Nicole Büchler gewinnt den Sportpreis der Stadt Zürich 2016. Die Stabhochspringerin des Leichtathletik-Clubs Zürich (LCZ) belegte an den Olympischen Spielen in Rio den 6. Rang und sicherte sich ein Olympisches Diplom. Nachwuchssportler des Jahres ist Fiorin Rüedi, Grasshopper Club (GC) Zürich Ruder Sektion. 2016 war sein bisher erfolgreichstes Jahr: 2. Platz am Weltcuprennen der Elite in Varese und 7. Rang an den Europameisterschaften der Eliten in Brandenburg. Die Goldmedaille an den U-23-Weltmeisterschaften krönten die erfolgreiche Saison.

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