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Interview

"Ich bin verliebt in die Eselsdistel"

Von: Isabella Seemann

30. Januar 2017

Hand aufs Herz mit dem Guerillagärtner Maurice Maggi . Mit seiner Malvenaussaat hat er das Zürcher Stadtbild verändert, mit seinen Kochbüchern inspiriert der

Rezeptekreateur die Zürcher Küche.

Zürich ist eine alte zwinglianische Kleinbürgerstadt. Sie zeigt sich gern im modernen und urbanen Gewand. Ich liebe es, da zu leben.

Als erotisch empfinde ich schöne und offene Menschen, im Sommer in Zürich oft auffindbar.

Ein guter Gärtner zeichnet sich aus durch die Fähigkeit für die nonverbale Kommunikation mit den Pflanzen.

Am liebsten koche ich frisch vom Markt, was die Jahreszeit gerade hergibt.

Wenn ich mich in Zürich erholen möchte, dann gehe ich ins alte Hardturm Stadion und schaue, wie die Pflanzen langsam die zerfallende Brache überwuchern.

Ich schlafe schlecht nach zuviel Käsefondue und zwei bis drei Nächte vor dem Vollmond.

Meine Lieblingsferiendestinationen sind Grossstädte, vorweg die Mutter aller Städte, New York City.

An mir gefällt mir besonders, dass ich ein Querdenker bin.

Meine schlechteste Eigenschaft ist, dass ich ein Querdenker bin.

Wenn mir ein Gericht misslingt, dann ist das die Chance für eine neue Kreation, so entstanden schon viele neue Rezepte.

Meine Eitelkeit zeigt sich in meiner Art mich zu kleiden. Und ich habe gerne stets ein bedecktes Haupt.

Eine Blume, die mir gut gefällt ist die Malve. Sie ist mein Markenzeichen, ich werde auch liebevoll Malvenprinz genannt. Im Moment bin ich in die Eselsdistel verliebt und säe diese auch häufig.

Einer kulinarischen Versuchung, der ich nicht widerstehen kann, ist Stachys und Bergamotte.

Ich gärtnere, weil es der Erdung meiner Seele gut tut, eine vielseitige Art von Bewegung ist und ein sinnlicher Dialog sein kann.

Wenn ich mich morgens im Spiegel betrachte, dann sehe ich, der Junge ist auch schon 61 Jahre alt.

Ein Alptraum ist es für mich, wenn beim verdichteten Bauen in Zürich die Aussenraumgestaltung vergessen oder vernachlässigt wird, wie zum Beispiel in Züri West oder im neuen Zollfreilager.

Ein Projekt, das Zürich endlich verwirklichen sollte, ist mein Projekt «schwebendes Grün», bei dem Trottoirs mit einem grünen Dach überwachsen werden sollten, damit mehr Blattvolumen mit geringem Platzanspruch die Stadt belebt und begrünt.

Von einem Freund erwarte ich, uneingeschränktes Teilen von Freud und Leid, sowie sich Zeit schenken.

Meine Henkersmahlzeit wäre Blut- und Leberwurst von einem guten Metzger (Reif, Fiechter und alle, die sie liebvoll selber machen) mit viel Sauerkraut und Salzkartoffeln. 

Zur Person:

Maurice Maggi, 1955 in Zürich-Enge geboren und in Rom und Kloten aufgewachsen, ist gelernter Landschaftsgärtner und sät seit 1984 Blumen im öffentlichen Raum. Seit 1992 ist er als Koch tätig. In Zürich und New York verwirklichte er zahlreiche Gastronomie- und Begrünungskonzepte. Sein neues Kochbuch «Einfache Vielfalt» (AT Verlag) gewann für die Schweiz den Gourmand World Cookbook Award in der Kategorie Best Local Cuisine 2017.  Am 2., 3. und 4. Februar lädt Maurice Maggi zusammen mit Laura Schälchli zum Bloody Spontaneous Cuisine 4-Gänger in der Kunstkantine. Ab März beginnen seine Kurse Wildpflanzen sammeln und kochen. 

www.maurice-maggi.ch

 

 

 

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