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Interview

Bild: Sacha Beuth

«Ich bin vor Freude in die Luft gesprungen»

Von: Sacha Beuth

14. Januar 2014

Früher galt er im Umgang als schwierig, hatte den Ruf des ewigen Talents. Doch heute ist Luca Cunti eine feste Grösse bei den ZSC Lions und gehört neben Roman Wick zu den besten Punktelieferanten der Löwen. Dem «Tagblatt» erzählt der 24-jährige Center, wie er sich zu einem Teamleader ­gewandelt hat, warum die ZSC Lions gegenwärtig so gut sind und was er sich für Olympia vorgenommen hat.

Tagblatt der Stadt Zürich: Luca Cunti, Die ZSC Lions sind souveräner Leader, haben die Playoff-Qualifikation praktisch im Sack. Wie erklären Sie sich ­diese bestechende Frühform?

Luca Cunti: Einerseits haben wir aus den Fehlern aus dem letzten Jahr gelernt und die Abstimmung verbessert. Die Mannschaft hat sich weiterent­wickelt, was sicher auch daran liegt, dass wir mit Crawford seit zwei Jahren den gleichen Trainer haben. Anderseits haben wir einen Lauf. Jetzt geht es darum, den Schwung in die Playoffs mitzunehmen und herauszufinden, wie wir uns noch steigern können.

Auffällig ist, dass Ihr Team zuletzt vor allem im letzten Drittel stark spielte und nicht selten einen Rückstand aufholen musste. Brauchen die Lions ­jeweils erst einen Weckruf, bevor sie ­zeigen, was sie können?

Cunti: Eigentlich nicht. Wir machen das ja nicht mit Absicht. Es klappt nun mal nicht immer, gleich von Anfang an gut zu spielen, auch wenn man es sich noch so vornimmt. Sicher ist das aber ein Punkt, den wir verbessern müssen.

Wie auch das Penaltyschiessen. Wieso ging Ihr Team in dieser Saison dabei meist als Verlierer vom Eis?

Cunti: Wenn wir das wüssten, hätten wir das Manko schon längst behoben. Im Training sind wir sehr treffsicher. Ich glaube, es ist am besten, gar nicht gross darüber nachzudenken. Irgendwann ist das Glück wieder auf unserer Seite, und dann gewinnen wir auch die Penaltyschiessen.

Sie haben an der aktuellen Erfolgs­welle der ZSC Lions als konstanter Tor­schütze und Assistgeber hohen Anteil. Ist damit Ihr Ruf als ewiges Talent ­endgültig Geschichte?

Cunti: Wenn man jung ist, macht man halt mal unüberlegte Dinge, statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das war auch bei mir so. Aber ich denke, ich habe dazugelernt. Zwar überkommt mich manchmal auch heute noch jugendlicher Übermut. Aber ­inzwischen weiss ich, wann es okay ist und wann nicht.

2007 wurden Sie vom NHL-Club Tampa Bay gedraftet, spielten aber dann nur in unteren amerikanischen Ligen, ehe Sie in die Schweiz zurückkehrten. Folgte der Schritt nach Amerika zu früh?

Cunti: Nicht unbedingt. Spielerisch hat mich der Aufenthalt in Amerika nicht weitergebracht. Durch das Hickhack um meine Spielberechtigung und mangels Ansprechpartner verlor ich ge­legentlich den Fokus. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich damals einfach auch schlecht spielte und nicht in Form war. Trotzdem möchte ich die Zeit in Übersee nicht missen, denn durch die Erfahrungen bin ich menschlich gereift.

Inzwischen werden Sie wegen Ihrer ­guten Leistungen bei den Lions und in der Nati wieder mit der NHL in Zu­sammenhang gebracht. Wann starten Sie den zweiten Versuch in Amerika?

Cunti: Darum soll sich mein Agent kümmern. Für mich ist das gegen­wärtig aber kein Thema. Ich habe mir an­gewöhnt, nicht zu weit nach vorne zu schauen. Klar ist, dass es für ein all­fälliges NHL-Engagement sicher überzeugende Auftritte meinerseits in der Meisterschaft und an Olympia braucht.

Sie geben gleich das nächste Stichwort. Was bedeutet es für Sie, erstmals an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können?

Cunti: Es ist eine Riesenehre. Als ich erfuhr, dass ich zum Olympiakader ­gehöre, bin ich vor Freude in die Luft ­gesprungen. Ich darf mein Land ver­treten, und dies auch noch in der Sportart, die ich liebe. Damit geht ein Traum in ­Erfüllung.

Wird die Schweizer Eishockeynati in der Lage sein, den letztjährigen ­WM-Coup zu wiederholen und somit auch an Olympia eine Medaille zu ­gewinnen?

Cunti: Wenn wir als Team schnell ­zusammenwachsen, ist einiges möglich. Allerdings muss man auch realistisch sein. Nicht nur wir, auch die anderen Nationen können auf viele NHL-Profis zurückgreifen und werden besser besetzt sein als an der letzten WM.

Und was schaut für die ZSC Lions am Schluss der Saison heraus?

Cunti: Ich hoffe doch der Titel. Wir ­haben ohne Frage die Qualität dazu. Handkehrum hat sich in der Qualifi­kation gezeigt, dass jeder jeden schlagen kann. Für mich gibt es darum auch keinen klaren Favoriten. Sicher ist nur, dass es im Gegensatz zur letzter Saison noch härter wird und wir noch besser spielen müssen, um die Meisterschaft zu gewinnen.

Zur Person

Luca Cunti kommt am 4. Juli 1989 in Zürich zur Welt. Das Eishockey-Abc lernt er beim EHC Dübendorf und dem SC Weinfelden, ehe er 2005 zu den GCK Lions zieht und dort sein NLB-Debüt gibt. Eine Saison darauf wechselt er zum HC Thurgau. 2007 wird er in der dritten Runde der NHL Entry Draft von den Tampa Bay Lightning ausgewählt. ­Cunti zieht daraufhin nach Amerika, doch statt in der NHL muss er in unteren ­Ligen für Chicago Steel und Rimouski Oceanic spielen. 2009 kehrt der Center in die Schweiz zurück und kommt bei den SCL Tigers unter Vertrag. Er erkrankt an Pfeiffer-Drüsenfieber, bricht die Saison ab und denkt schon ans Aufhören. Doch dann gibt ihm Simon Schenk als Sportchef der GCK Lions nochmals eine Chance. Die nutzt Cunti und arbeitet sich 2011 schliesslich ins Team der ZSC Lions. Mit den Löwen wird er 2012 Meister, 2013 Vizemeister und holt im gleichen Jahr mit der Nati WM-Silber.

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