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Interview

"Ich gebe so viel aus, wie verfügbar ist"

11. April 2012

125 Frauen und Männer sitzen im Gemeinderat der Stadt Zürich. Wie ticken unserer Parlamentarier? Diese Woche mit Marianne Aubert, SP.

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihr Lieblingsrestaurant in Zürich?

Marianne Aubert: Das Restaurant zum Vorderberg. Ich wohne seit 25 Jahren im Quartier Fluntern, hier hat es alles, was es braucht: Läden, Tram- und Buslinien und eben ein Restaurant.

Was geht Ihnen in Zürich besonders auf den Keks?

Aubert: Diese gewisse Rücksichtslosigkeit und dass Dinge, die allen gehören, aus blinder Zerstörungswut kaputt gemacht werden.

Wer ist Ihr Vorbild oder Kindheitsheld?

Aubert: Das ist eindeutig Pippi Langstrumpf. Sie hat mir gefallen und gefällt mir immer noch, weil sie so wild und frech ist, aber auch, weil sie ihren Freunden gegenüber zu 100 Prozent loyal ist, weil sie Tiere mag und sich für Aussenseiter einsetzt.

Wann haben Sie das letzte Mal einen über den Durst getrunken?

Aubert: Das ist eigentlich nicht mehr vorgekommen, seit ich 20 gewesen bin.

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?

Aubert: Im Januar, an der Beerdigung meiner Gotte.

Was ist Ihnen heilig?

Aubert: Ich denke jeden Morgen unter der Dusche: «Was für ein Privileg, dass aus unserem Wasserhahn trinkbares und warmes Wasser fliesst.» Das verbinde ich mit heilig.

Glauben Sie an Gott?

Aubert: Ich glaube an eine göttliche Kraft, an das Gute im Leben, aber ich bin nicht im klassischen Sinne religiös.

Geben Sie einem Bettler Geld?

Aubert: Nicht mehr. Aber als meine Kinder klein waren, konnten sie einfach nicht an den Bettlern vorbeigehen, ohne etwas zu geben. Sie fanden es so traurig, dass es diesen Menschen schlecht geht. Das ging eine lange Zeit so, bis ich ihnen etwas über unser System erklären konnte.

Sex gegen Geld. Was halten Sie davon?

Aubert: Ich war politisch in dieses Thema sehr involviert, und offensichtlich ist es ein Bedürfnis. Mir sind der Schutz der Prostituierten, der Freier und der Familienangehörigen vor sexuell übertragbaren Krankheiten und vor Gewalt die wichtigsten Anliegen. Das habe ich versucht, in den Kommissionen einzubringen. Wie es am Ende herauskommt, wird sich zeigen.

Sie gehen mit Ihrem Partner fein essen. Was darf es pro Person höchstens kosten?

Aubert: 50 bis 70 Franken. Allerdings kann man in Zürich auch für weniger Geld fein essen. Zum Beispiel wenn man statt Wein ein Bier trinkt.

Wer ist für Sie die bedeutendste Zürcherin?

Aubert: Lilian Uchtenhagen. Sie hat erfolgreich in der SP politisiert, war Gemeinderätin, später Nationalrätin. Sie ist eine fröhliche, mutige und scharfsinnige Frau, die für das Frauenstimmrecht gekämpft hat, für soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung. 1983 bei ihrer Nichtwahl als Bundesrätin litt ich als junge Frau mit ihr.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Aubert: Theaterschaffende/Schauspielerin, das wollte ich schon immer werden. Ich habe also meinen Traum wahr gemacht.

Wie hoch sind Ihre monatlichen Fixkosten?

Aubert: Ich verdiene berufsbedingt nicht jeden Monat gleich viel und gebe einfach so viel aus, wie verfügbar ist.

Was haben Sie bis heute leider noch nicht gemacht?

Aubert: Sehr gerne würde ich mal am Schauspielhaus inszenieren. Ich warte noch auf eine Einladung (lacht).

Wohin wollten Sie schon immer mal verreisen?

Aubert: Nach Kuba. Wegen des Tanzes und der Musik.

Wovor fürchten Sie sich?

Aubert: Am meisten Bedenken habe ich, dass unser Ökosystem kollabiert, wenn wir so weitermachen.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Aubert: Ich glaube, in diesem Moment hätte ich keine Lust mehr, etwas zu essen.

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