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Interview

Filippo Leutenegger liegt die Finanzpolitik der Stadt besonders am Herzen. Bild: PD

«Ich kann auch linken Wählern etwas bieten»

Von: Sacha Beuth

21. Januar 2014

Am 9. Februar finden die Wahlen statt. Das «Tagblatt der Stadt Zürich» stellt in Interviews die Kandidierenden vor. Heute: Filippo Leutenegger, FDP.

Filippo Leutenegger, was würden Sie als Stadtpräsident besser machen als Amts­inhaberin Corine Mauch?

Filippo Leutenegger: Nicht alles, aber ich würde einige Dinge anders machen. Vor allem würde ich mich ernsthafter um das finanzielle Gleichgewicht der Stadt bemühen, wobei meine Erfahrungen als Unternehmer und Sanierer von Vorteil wären. Wir müssen jetzt handeln und keine weitere Schuldenwirtschaft zulassen, denn später wird der Preis der Korrektur für alle sehr schmerzhaft, wie das Beispiel Winterthur zeigt.

Sie politisieren eher am rechten Rand der FDP. Wie können Sie damit im rot-grün dominierten Zürich die nötigen Wählerstimmen bekommen?

Achtung. Ich bin konsequent liberal. Ich setze auf das Erfolgsmodell Schweiz und nicht auf mehr Staat, Steuern und Subventionen. Das widerspricht einer sozialen Politik nicht. Im Gegenteil, um sozial zu sein, muss man das nötige Geld dazu erst mal verdienen. Ich sehe mich als Konkordanzpolitiker, der auch linken Wählern etwas bieten kann. So habe ich zum Beispiel schon vor 15 Jahren Kindertagesstätten gegründet und setze mich für Halbtagesschulen ein.

Trotzdem könnte es sein, dass Sie weder zum Stadtpräsidenten noch in den Stadtrat gewählt werden. Was dann?

Dann wäre ich enttäuscht, aber wer wagt, muss auch bereit sein, zu verlieren. Ich bin ja auch Nationalrat und trage für meine Partei die Verantwortung für die nationale Energiestrategie mit, und die Legislaturperiode dauert noch bis 2015. Zudem bin ich finanziell so unabhängig, dass ich auch politische Rückschläge verkraften kann. Nach einer erfolgreichen beruflichen Karriere möchte ich mich jetzt für unsere Stadt einsetzen.

Der Stadtrat wird auch nach der Wahl eine rot-grüne Mehrheit besitzen. Wie wollen Sie da Ihre liberale Politik durchsetzen?

Durch gute Argumente und Überzeugungskraft. In der Politik ist es wie in anderen Bereichen manchmal so, dass gute und innovative Ideen auch dann eine Chance haben, wenn sie unbequem sind. Zudem sind auch Führungseigenschaften und Kompromissbereitschaft gefragt. Trotzdem werde ich mich nicht verbiegen und meinen Grundsätzen treu bleiben.

Wie ist Ihr Verhältnis zu den bisherigen Stadträten?

Unverkrampft. Andres Türler sehe ich oft, Gerold Lauber ab und zu, Claudia Nielsen kenne ich von früher und die anderen vom Hallosagen. Einzig mit Corine Mauch ist der Umgang wegen unserer Konkurrenzsituation gegen­wärtig etwas speziell.

Eines ihrer Hauptthemen im Wahlkampf ist das 170-Millionen-Defizit der Stadt. Mit welchen konkreten Massnahmen wollen Sie Zürichs Finanzen wieder in den Griff bekommen?

Indem bei der Stadt erst einmal eine Stellenplafonierung und später ein Globalbudget mit Schuldenbremse eingeführt wird, ohne dass die Steuern erhöht werden. Dabei geht es jetzt nicht ums Sparen, sondern darum, das ruinöse Ausgabenwachstum zu bremsen. Es ist unverantwortlich, ein 170-Millionen-Franken-Defizit zuzulassen und in diesem Jahr 350 neue Stellen zu schaffen. Das kommt nicht gut!

Dauerbrenner bei den Anliegen der Bevölkerung sind Wohnen und Verkehr. Was muss in diesen Bereichen getan werden?

Um der Wohnungsnot Herr zu werden, müssen wir die Verdichtungsmöglichkeiten ausschöpfen und bauen, statt wie in der neuen BZO Abzonungen zu beschliessen. Ausserdem ist mehr Augenmass bei Vorschriften und der Bewilligungspraxis nötig. Beim Verkehr unterstütze ich Tempo 30 auf Quartierstrassen, wehre mich aber dagegen, dass es auch auf Durchgangsstrassen eingeführt wird. Ausserdem will ich nicht, dass in den Quartieren weiter Parkplätze abgeschafft werden, denn unser Gewerbe hat schon genügend Probleme.

Welche Visionen und welche Ziele haben Sie für Zürich und dessen Bevölkerung?

Zürich ist eine sehr attraktive Wohn-, Wirtschafts- und Kulturstadt und soll das auch bleiben. Deswegen müssen wir mit Augenmass die Wohnsituation verbessern, dafür sorgen, dass Unternehmen nach Zürich kommen, welche eine hohe Wertschöpfung bringen und entsprechend Steuern zahlen, damit wir uns auch weiterhin Kultur auf höchstem Niveau leisten können.

Und was macht Filippo Leutenegger, wenn er mal nicht politisiert?

Dann kümmere ich mich um meine Familie. Wir gehen Ski oder Velo fahren, wandern oder treffen uns mit Freunden.

Nächste Woche: Die bisherigen Stadträte nehmen Stellung.

 

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