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Interview

Samuel Dubno (47) sieht sich als Vermittler zwischen links und rechts. Bild: PD

"Ich vermittle zwischen den Fronten"

Von: Clarissa Rohrbach

23. Dezember 2013

STADTRATSWAHLEN Am 9. Februar finden die Wahlen statt. Das «Tagblatt der Stadt Zürich» stellt in Interviews die Kandidierenden vor. Heute: Samuel Dubno, GLP.

Samuel Dubno, ein Grünliberaler in der Regierung wäre eine Premiere. Wieso braucht Sie Zürich als Stadtrat?

Samuel Dubno: Unser Wähleranteil würde einen Stadtratssitz rechtfertigen. Aber abgesehen von der Arithmetik: Ich bringe einen Rucksack an Wissen und Erfahrung mit, der mich für dieses Amt qualifiziert. Und die Stadt hat sich viel vorgenommen, da ist es wichtig, vernünftig mit Geld umzugehen. Wir müssen einsehen, dass wir uns nicht immer mehr wünschen können, allerdings brauchen wir auch nicht mit dem Zweihänder durch die Verwaltung zu marschieren. Ich besitze Augenmass und kann zwischen den Fronten vermitteln, denn ich suche stets das Gemeinsame und nicht das, was uns trennt.

Die Stadt schreibt rote Zahlen. Wo würden Sie sparen?

Wir haben während der Budgetdebatte an allen möglichen Ecken und Enden gespart: beispielsweise bei der IT, bei Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit, bei externen Beratungen, Projekten und Strategien. Stellen Sie sich vor, allein um die Einsparungen zu planen, budgetierte ein Mitglied der Stadtregierung 600 000 Franken. Das hat der Gemeinderat einstimmig gestrichen. Zürich baut auch zu teuer, das liegt wohl am Hang zum Perfektionismus. Ebenfalls wurden diverse neuen Stellen nicht genehmigt. Das alles wird aber nicht reichen. Zürich muss überprüfen, welche Leistungen sie künftig zu welchen Kosten bereitstellen kann. Der Stadtrat hat mit dieser Leistungsüberprüfung zwar begonnen, geht das aber noch sehr zögerlich an.

Sie geben dem Langsamverkehr die ­Priorität. Besitzen Sie kein Auto?

Doch, einen VW Passat, wir haben drei Kinder, aber was das Auto betrifft kaum Ansprüche. Ich brauche es für Grosseinkäufe, Transporte und um die Kinder zu ihren Auswärtsspielen zu fahren. Sonst fahre ich immer ÖV, der ist in Zürich ja sensationell. Wir leben wohl in der einzigen Stadt auf der Welt, in der die Menschen auf die Uhr schauen, wenn das Tram eine Minute verspätet ist. Und im Tram kann ich lesen oder twittern.

Sie sind als eifriger Twitterer bekannt. Muss ein Stadtrat heutzutage twittern?

Nicht zwingend, aber Social Media wie Twitter und Facebook ermöglichen eine neue Form der Kommunikation. Wer diese Mittel richtig nutzt, kann mit den Menschen ins Gespräch kommen und sich authentisch in allen Facetten ­präsentieren.

Das Geistige ist Ihnen wichtig. Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

«Vielen Dank für das Leben» von Sibylle Berg. Sie mokiert sich darin herrlich über den Sinn des Lebens.

Was ist der Sinn des Lebens für Sie?

Wenn ich das wüsste, könnte ich auch ein Buch schreiben! Ich kann Ihnen sagen, was mir im Leben wichtig ist: persönliche Freiheit, Familie, das Einhalten von Spielregeln. Und selbstverständlich Nachhaltigkeit, also der langfristige Ausgleich von ökologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zielen damit auch künftige Generationen unsere oder bessere Möglichkeiten finden.

Die Grünliberalen verlangen, dass sich die Wirtschaft nachhaltig entwickelt. Sind ökologische Richtlinien nicht eher ein ­Korsett für die Betriebe? Das Wesen der Marktwirtschaft ist es, das Effiziente vom Ineffizienten zu trennen. Also müsste wirtschaftliches Handeln auch ökologisch sein, denn Ökologie bedeutet, effizient mit Ressourcen umzugehen. Damit das aber klappt, müssen die Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Handeln richtig gesetzt werden. Die GLP will das primär mit marktwirtschaftlichen Anreizen statt mit Verboten schaffen.

Welche drei Orte bilden Ihr Zürich?

Der Letzigrund – leider immer noch. Die Rote Fabrik, wo ich gerne einen gespritzten Weisswein trinke. Und das Rathaus, denn ich habe so viel Freude an der ­Politik, dass ich es immer gerne betrete.

Was macht Sie zum typischen Zürcher?

Ich bin ein echter Stadtzürcher – das unterscheidet mich von den meisten Kandidaten – und ein sehr urbaner Mensch. Aber ich bin gegen Generalisierungen, jeder Zürcher ist anders. Vielfalt ist wichtig: Ich würde nie jemandem vorschreiben, wie er leben soll.

Sie sind ein eingefleischter FCZ-Fan. ­Spielen Sie selber Fussball?

Nur noch im FC Gemeinderat. Ich spiele im Mittelfeld, passend zu meiner politischen Position. Zuletzt haben wir gegen den FC ­Religionen verloren. Die Pfarrer und die Imame waren einfach zu stark.

Nächste Woche: Roland Scheck, SVP.

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