mobile Navigation

Interview

«Ich würde mir mehr Grossmut wünschen»

Von: Janine Grünenwald

09. September 2014

INDISKRETES INTERVIEW Heute mit Jean-Daniel Strub, Gemeinderat SP. Hier erfahren Sie, wofür er seinen Grossvater bewundert hat und warum er nicht gerne zum Coiffeur geht.

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihr Lieblingslokal in Zürich?

Jean-Daniel Strub: Lebensphasenbedingt – wir haben zwei Kinder – habe ich selten die Möglichkeit, mich in Cafés aufzuhalten, geschweige denn, ein echtes Lieblingslokal ausfindig zu machen. Aber wir besuchen gerne die Gemeinschaftszentren, etwas vom Besten, was es in Zürich gibt. Ganz besonders gefällt mir das GZ Riesbach, wo uns nicht nur die Cafeteria, sondern auch die Werkstatt und die Bibliothek hinlocken.

Was würden Sie in Zürich ändern?

Ich würde mir etwas mehr Grossmut wünschen, statt dieses Kleingeists, den ich hier ab und zu wahrnehme.

Was würden Sie als Erstes aus Ihrem brennenden Haus retten?

Meine Familie, selbstverständlich. Und wenn ich sie nicht sowieso schon dabei hätte, eine Tube Sekundenleim. Die kann man immer brauchen.

Wem würden Sie gern mal so ­richtig Ihre Meinung sagen?

All jenen, die Politik nur als Polarisierung inszenieren und politische Gegner nur als politische Feinde interessant finden.

Wer war Ihr Vorbild?

Mein Grossvater. Er hat sich als Westschweizer in der Deutschschweiz eine Existenz aufgebaut, was nicht einfach war. Und er hat mich beeindruckt, weil er als Aktivdienstler seinerzeit für die Abschaffung der Armee gestimmt hat, mit der Begründung, dass es unserer Generation einmal besser gehen soll.

Haben Sie schon einmal Drogen konsumiert?

Ja, weiche Drogen.

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?

Das braucht bei mir nicht so viel. Tränen in den Augen hatte ich, als meine jüngere Tochter den Abschied von der Krippe hatte und als die ältere mir kürzlich ihren ersten Brief geschrieben hat.

Glauben Sie an Gott?

Ich glaube nicht an einen personalen Gott. Die eigentlich spannende Frage ist meiner Meinung nach, ob es, um religiös zu sein, einen solchen Gottesglauben überhaupt braucht.

Welche ist Ihre Lieblingsband?

Element of Crime – und gerne auch lokales Schaffen.

Geben Sie einem Bettler Geld?

Auch ich mache das in Zürich nur sehr selten, anderswo aber ab und zu schon.

Sie gehen mit Ihrer Partnerin fein essen. Was darf es höchstens kosten?

Da wir immer auch die Kosten für einen Babysitter einrechnen müssen und Wert darauf legen, diesen korrekt zu bezahlen, fällt auswärts essen bei uns sowieso nie günstig aus und darf somit ruhig auch seinen Preis haben.

Welche Zürcher hätten Sie gern einmal persönlich getroffen?

Clara und Leonhard Ragaz, zwei wichtige Menschen in der Arbeiter- und Friedensbewegung.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Lokiführer.

Was haben Sie bis heute leider noch nicht gemacht?

Ich würde schon lange gerne Arabisch lernen, was natürlich nicht einfacher wird, je länger ich damit zuwarte. Und ich habe das Stilfserjoch noch nicht mit dem Rennvelo bezwungen. Auch sonst gibt es einige Alpenpässe, die ich noch nicht befahren habe.

Wovor fürchten Sie sich?

Vor dem Small Talk beim Coiffeur.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Kein bestimmtes Menü. Weil ich gerne koche, würde ich anfragen, ob ich selbst etwas zubereiten dürfte, und dazu meine Liebsten einladen.

Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan vom Tagblatt der Stadt Zürich

zurück zu Interview

Artikel bewerten

Gefällt mir 2 ·  
Noch nicht bewertet.

Leserkommentare

Keine Kommentare