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Interview

"Ich würde nie vom 10-Meter-Brett springen"

Von: Janine Grünenwald

15. Oktober 2013

125 Frauen und Männer sitzen im Gemeinderat der Stadt Zürich. Wie ticken unsere Parlamentarier? Diese Woche mit Min Li Marti.

Tagblatt der Stadt Zürich: Welches ist Ihr Lieblingslokal in Zürich?

Min Li Marti: Das Café Lang am Limmatplatz ist eines meiner Lieblingslokale. Früher hiess es El Greco und war eine Institution. Nach dessen Schliessung befürchtete man, es müsse einem Laden­lokal weichen. Nun ist mit dem Café Lang ein schöner Ersatz gefunden worden, der etwas Wiener Kaffeehauskultur in die Stadt bringt.

Was würden Sie in Zürich ändern?

Min Li Marti: Ich finde, Zürich verändert sich re­lativ stark. Das ist an sich gut. Man muss dabei aber aufpassen, dass die Bevölkerung und gerade auch ältere Menschen mit diesem Tempo Schritt halten können.

Was würden Sie als Erstes aus Ihrem brennenden Haus retten?

Min Li Marti: Meinen Partner natürlich. Sonst ist eigentlich alles ersetzbar.

Wem würden Sie gern einmal so richtig die Meinung sagen?

Min Li Marti: Da gibt es einige, aber ich habe ja ­jeden Mittwoch im Rat die Gelegenheit dazu (lacht).

Wer ist Ihr Vorbild oder Kindheitsheld?

Min Li Marti: Als Kind war Prinzessin Leia aus «Star Wars» meine Heldin. Politisches Vorbild ist für mich Nelson Mandela, der trotz lebenslanger Haft zur Versöhnung der Gesellschaft beigetragen hat.

Wann haben Sie das letzte Mal eins über den Durst getrunken?

Min Li Marti: Das ist ja die Frage, bei der am meisten gelogen wird in diesen indiskreten Interviews … Bei mir war das letzte Woche, als ich mich mit einem guten Freund zum Essen getroffen und zu viel Wein getrunken habe.

Haben Sie schon einmal Drogen konsumiert?

Min Li Marti: Ja.

Wann haben Sie zum letzten Mal geweint?

Min Li Marti: Wir hatten letztes Jahr zwei Todes­fälle in der Fraktion. Die Trauer­feiern für Verena Röllin, unsere langjährige Fraktionssekretärin, und Marlène Butz, Gemeinderätin der SP, haben mich sehr bewegt.

Glauben Sie an Gott?

Min Li Marti: Nein.

Welche ist Ihre Lieblingsband?

Min Li Marti: Ich habe einen sehr breiten Musikgeschmack, da gibt es keine Lieblings­band in dem Sinne.

Geben Sie einem Bettler Geld?

Min Li Marti: Mal ja, mal nein.

Wo liegt für Sie die Obergrenze ­eines vertretbaren Jahresgehalts?

Min Li Marti: Wichtig ist, dass jeder von seinem Lohn leben kann. Ob es dann eine Arbeit gibt, die 12-mal, 20-mal oder 200-mal mehr wert ist, finde ich sehr fraglich.

Sex ohne Liebe. Was halten Sie davon?

Min Li Marti: Das bleibt jedem selber überlassen.

Sie gehen mit Ihrem Partner fein essen. Was darf es höchstens kosten?

Min Li Marti: Ich gehe gerne auswärts essen und schaue dabei nicht so aufs Geld.

Diese Zürcherin hätte ich gerne mal persönlich getroffen …

Min Li Marti: Sophie Taeuber, Mitbegründerin des Cabarets Voltaire,­ und Emilie Kempin-­Spyri als erste Juristin der Schweiz.

Von welchem Beruf träumten Sie als Kind?

Min Li Marti: Das reichte von Polizistin über Mode­designerin bis hin zu Ärztin.

Was haben Sie bis heute leider noch nicht gemacht?

Min Li Marti: Eine Weltreise.

Welches ist Ihre Lieblings-App?

Min Li Marti: Ich bin nicht so ein Fan von Apps und habe auch nur ganz wenige davon.

Wohin wollten Sie schon immer mal verreisen?

Min Li Marti: Meine Mutter ist Chinesin, trotzdem war ich noch nie in China. Dahin würde ich sehr gerne einmal reisen.

Wovor fürchten Sie sich?

Min Li Marti: Ich bin in verschiedenen Dingen ängstlich. Zum Beispiel würde ich nie vom 10-Meter-Brett springen. Auch Filme können mich ängstigen. Das ­alles sind natürlich sehr irrationale Ängste. Richtig fürchten muss man sich hier ja zum Glück vor nichts.

Was wäre Ihre Henkersmahlzeit?

Min Li Marti: Bei einer Henkersmahlzeit wäre mir die damit verbundene Gesellschaft wichtiger als ein ausgefallenes Essen. Darum würde ich mir ein Fondue mit vielen Freunden wünschen.

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