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Interview

Frank Braun, Geschäftsführer der Neugass Kino AG und Betreiber des Houdini. Bild: JS

Kino Houdini: Ganz neue Klänge

Von: Jan Strobel

12. August 2014

Ab dem 21. August ist Zürich um ein Kino reicher. Dann eröffnet in der Genossenschaftssiedlung Kalkbreite das Houdini. Betrieben wird das Haus von der Neugass Kino AG, der auch das Riff Raff im Kreis 5 gehört. Wir sprachen mit Geschäftsführer Frank Braun über den neuen Lichtspieltempel und darüber, weshalb es in Zürich keineswegs zu viele Kinos gibt.

Tagblatt der Stadt Zürich: Frank Braun, der Name ihres neuen Hauses greift auf Harry Houdini zurück, den legendären Zauber- und Entfesselungskünstler. Erwartet uns ein Zauberkabinett?

Frank Braun: Eine Überraschung auf jeden Fall! Die Hommage an Harry Houdini ist durchaus beabsichtigt. Aber erst einmal klingt «Houdini» einfach gut. Und es ist unsere Absicht, damit nicht Kinonostalgie, sondern einen Neustart zu markieren. Abgesehen vom Kino, ist das Houdini ja auch eine Bar und soll als solche auch zu einem Begriff werden. Nach diesem Prinzip sind wir schon mit dem Riffraff Ende der 90er Jahre gut gefahren. Allerdings: Das Houdini ist kein Klon und auch kein Ausspiel-Kino des Riffraff. Das Houdini hat Neues im Sinn und wartet mit einem eigenen Programm auf.
  
Weshalb wählten Sie diesen eher dezentralen Standort für ein neues Kino aus?

Der Anstoss für einen Kinobetrieb an der Kalkbreite kam von der Genossenschaft, die an diesem Ort einen Neubau plante. Wir haben uns das gut überlegt und für diesen Ort ein massgeschneidertes Projekt entwickelt. Die Gegend liegt zwar nicht am Bellevue, aber doch mitten in der Stadt und ist perfekt an den öffentlichen Verkehr  angeschlossen. Abgesehen davon gab es hier einige Kinos, denken Sie an das Plaza oder das Forum und natürlich bis heute das benachbarte Uto. Gewissermassen lässt sich das auch als Gegenbewegung sehen. Lichtspielhäuser befanden sich in der Frühzeit des Kinos in den Vorstädten. Heute bewegen wir uns wieder von der Innenstadt weg und lassen uns mit dem Houdini dort nieder, wo die Leute leben.

Das Houdini verfügt über fünf Säle, der grösste Saal hat 54 Plätze, der kleinste 32. Das sind ziemlich überschaubare, fast schon familiäre Grössen.

Das war eine radikale Wahl zugunsten eines vielfältigen Angebots und unter Einbezug der neuen Möglichkeiten, die sich für ein Kino dank der Digitalisierung ergeben. Die niedrigen Saalkapazitäten ermöglichen uns Filme zu zeigen, die in grossen Sälen nicht gespielt werden, weil sich das für die Betreiber am Ende einfach nicht rechnet. Wir können so im Houdini Filme ins Programm nehmen, die sonst keine Chance haben. Dazu gehören auch Kinderfilme, die ein fester Bestandteil im Houdini sein werden. Sie waren in Zürich bisher klar untervertreten.

Sie sprachen von neuen Möglichkeiten. Welche sind das im Houdini?

Das Houdini ist der erste Kinoneubau in Zürich, der von Beginn weg auf die digitalen Möglichkeiten setzt. Ausserdem ist es das erste Zürcher Kino, das über einen Saal mit dem Atmos Dolby Surround Sound System verfügt. Dieses bietet ein neues Klangerlebnis. Die Tonquellen sind so platziert, dass der Zuschauer im Saal wirklich das Gefühl hat, er sitze gerade in einem Gewitter oder ein Vogelschwarm fliege über seinen Kopf hinweg.

Zürich hat eine enorme Kinodichte. Ist es da nicht riskant, ein neues, kostspieliges Haus zu gründen?

Auf den ersten Blick mag das so erscheinen. Sieht man etwas genauer hin, stellt man aber fest, dass nicht nur neue Kinos dazukommen. Allein in den letzten acht Jahren sind in Zürich ganze 14 Leinwände verschwunden. Ich bin zudem überzeugt, dass die Kinobranche erfinderisch und unternehmerisch aktiv sein muss, um langfristig bestehen zu können. 

Zeigt dieses Verschwinden der Kinos aber nicht auch einen Trend an? Die Leute sehen sich Filme lieber im Heimkino an oder laden sie vorab, häufig illegal, einfach am Computer herunter.

Ja, Filme zu sehen, war noch nie so einfach wie heute. Und dass diese Möglichkeiten rege genutzt werden, zeigt auch, wie überaus populär Film ist. Darum bin ich nicht pessimistisch. Auch wenn 2013 die Kinobranche eine Rekordbaisse verzeichnete; unsere Ergebnisse waren gut. Das Kino lebt nach wie vor von seiner Atmosphäre, seiner Magie, man teilt das Erlebnis Film mit anderen. Das ist unersetzlich.

Mit welchen Filmen starten Sie im Houdini?

Wir zeigen unter anderen den Schweizer Nachwuchsfilm «Sitting next to Zoe» oder den argentinisch-finnischen Dokumentarfilm «Mittsommernachtstango». Auch ein Kinderfilm ist natürlich dabei, «Tiger and Tattoos» aus Dänemark, schweizerdeutsch synchronisiert.

Am 22. und 23. August findet ein Quartierfest zur Eröffnung in der Genossenschaftssiedlung Kalkbreite statt. www.kinohoudini.ch

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