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Interview

850 Europaletten, Artistinnen und Artisten, junge Volksmusiker und die Komiker Lapsus. Bruno Gschwind (oranges Gewand) alias Christian Höhener trägt seinen Bühnenpartner Theo Hitzig alias Peter Winkler. Bild: René Tanner

Komik trifft auf Volksmusik

Von: Ginger Hebel

07. März 2023

Komiker:  Seit 28 Jahren sind Lapsus auf Erfolgskurs. Auf der Bühne schlüpfen Christian Höhener und Peter Winkler in ihre Kult-Figuren Bruno Gschwind und Theo Hitzig. Demnächst präsentieren sie ihre Show «Circus Lapsus Helveticus» in der Maag-Halle – mit Schweizer Comedy, Artistik und Volksmusik.

Lapsus – die preisgekrönten Zürcher Komiker – kommen mit «Circus Lapsus Helveticus» in die Maag-Halle (11.3. bis 2.4.). Schleuderbrett-, Vertikalseil- und Chinese-­Pole-Nummern wechseln sich ab mit Handstand-Einlagen auf der Kuhtränke, Skiliftbügel-Akrobatik und Fahnenschwing-Duell. Begleitet werden die Akrobatinnen und Akrobaten von sieben Schweizer Volksmusikern. Tätschmeister Theo Hitzig (Peter Winkler, 54) und Knecht Bruno Gschwind (Christian Höhener, 53) sorgen für den Lapsus im Programm.

Seit 28 Jahren stehen Sie als Lapsus gemeinsam auf der Bühne. Was hält Sie als Komiker zusammen?

Christian Höhener: Der Spass an der Arbeit. Das ist das Wichtigste. Wir arbeiten gerne miteinander.

Peter Winkler: Du, Christian, bist meine längste Beziehung (lacht). Es funktioniert sehr gut mit uns, wir sind geduldig und tolerant. Es war immer meine Prämisse, Spass zu haben. Wir haben stets gesagt, wenn die Freude verfliegt, hören wir auf. Noch sind wir davon zum Glück weit entfernt.

Was wäre aus Ihnen geworden, wenn es mit der Bühnen-Karriere nicht geklappt hätte?

Höhener: Ich würde wohl in meinem erlernten Beruf als Lehrer arbeiten ...

Winkler: Ich bin ursprünglich Tiefbauzeichner, aber das lag mir nicht.Vielleicht Theater-Therapeut? Etwas Soziales bestimmt. Aber ich bin froh, dass aus uns Lapsus geworden ist. Wenn ich Leute zum Lachen bringen kann, erfüllt mich das.

Ihre Show «Circus Lapsus Helveticus» vereint Comedy mit Artistik und Folklore. Warum setzen Sie auf Schweizer Volksmusik?

Höhener: Schweizer Volksmusik berührt und ist überraschend vielschichtig. Auch unsere Profi-Artistinnen und Artisten sind eine grosse Bereicherung.

Winkler: Ich hatte mit der Idee zuerst so meine Bedenken, weil ich befürchtete, dass wir mit Huddigäggeler zu sehr ins Heidiland-Klischee abrutschen. Aber: Dank dieser Show ist sogar eine neue Band entstanden – Helvetikuss. Traditionelle Volksmusik, modern interpretiert mit Jazz-, Pop- und Rockelementen, witzig und frech. Diese Kombination finde ich echt gelungen. Wir haben sehr viel Zeit und Arbeit investiert.

Christian Höhener und Peter Winkler lernten sich an der Dimitri-Theaterschule im Tessin kennen. 1995 gründeten sie ihr Duo. Ihre erste gemeinsame Nummer war eine Schwingerparodie. Ihre Figuren Theo Hitzig (der Tätschmeister) und Bruno Gschwind (der Knecht) entstanden mit der Zeit. Sie tourten mit dem «Circus Knie» und «Das Zelt» durch die Schweiz. Sind Gastgeber des Arosa-Humorfestivals und werden für Galas und Firmenanlässe gebucht. Auch das Jahrhundertprojekt «Limmattalbahn» haben sie eröffnet. Längst können sie von ihrer Kunst leben.

Wer ist der Gag-Schreiber?

Höhener: Peter meint, er sei es, aber das stimmt natürlich nicht (lacht). Wir sind es beide gleichermassen. Manchmal läuft es bei uns ganz geschmeidig, dann sprudeln die Witze nur so, dann gibt es Tage, da probieren wir viele neue Dinge aus – und nichts gelingt.

Winkler: Christian sprudelt nur so vor Kreativität. Manchmal muss ich ihn regelrecht bremsen, weil er sonst überbordet. Wir ergänzen uns gut, diskutieren aber auch oft intensiv um die Sache, über Sinn und Unsinn, das ist wichtig, um weiterzukommen und gute Gags und Pointen zu schreiben.

Woher kommen Ihre Ideen?


Winkler: Wir lesen viel und informieren uns, das ist entscheidend. Wir machen zwar kein politisches Kabarett, sondern Unterhaltung. Aber das Publikum schätzt es, wenn wir aktuelle Themen wie die Energiekrise aufgreifen.

Höhener: Wir haben unsere Figuren und somit auf der Bühne eine klare Rollenverteilung. Insofern sind wir limitiert in der Ideenfindung. Aber genau diese Limitierung ist eine Chance und Herausforderung.

Worüber können Sie nicht lachen?

Winkler: Witze unter der Gürtellinie finde ich nicht lustig, sondern anstrengend. Ich mag auch keine rassistischen Witze oder derbe Männerwitze, bei denen man ganz genau weiss, worauf sie abzielen.

Höhener: Primitiver Humor liegt mir nicht. Und ich habe Mühe mit aufgesetzter und zu gewollter Komik.

Die Pandemie hat viele Kunstschaffende zum Aufhören gezwungen. Wie haben Sie die Krise gemeistert?

Höhener: Unser Glück war und ist, dass wir nicht nur Theater machen, sondern auch Imagefilme drehen wie für die Stadt Dietikon, wo wir leben. Auch Unternehmen und Firmen buchen uns oft als Unterhaltungsgäste.Wir konnten immer arbeiten.

Sie sind liiert und haben je zwei Kinder. Wie nah stehen Sie sich privat?

Höhener: Wir sind Freunde. Sonst würde es gar nicht funktionieren. Ferien machen wir aber getrennt (lacht).

Winkler: Meine Zwillinge werden bald zehn Jahre alt. Mir ist wichtig, dass ich als Vater präsent bin und Zeit mit der Familie verbringe. Dann sage ich manchmal auch stopp, jetzt ist es aber gut, obwohl Christian noch weiterproben würde. Ich könnte nie mit jemandem so intensiv zusammenarbeiten, den ich nicht mag. Da würden mir auch unsere Frauen leidtun, die das aushalten müssten (lacht).

Was schätzen Sie aneinander?

Höhener: Peters Grosszügigkeit, Offenheit und seine hohe Toleranzgrenze. Ich bin manchmal kein Einfacher. Wenn ich im Element bin, dann bin ich wie ein Panzer – unaufhaltbar.

Winkler: Christian hat Nerven wie Veloschläuche. Jede Beziehung – auch eine Männerfreundschaft – braucht Arbeit. Grosszügigkeit ist für mich das Wichtigste. Früher hatten wir immer das Gefühl, reden zu müssen. Heute können wir stundenlang Auto fahren und gar nichts sagen. Wie ein altes Ehepaar.

Weitere Informationen: www.lapsus-helveticus.ch

 

 

 

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