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Interview

Stadiongegner: Kyriakos Papageorgiou, SP-Gemeinderat und Ressourcenmanager an der ETH. Bild: SB

Kyriakos Papageorgiou: "Klubs machen nur die hohle Hand"

Von: Sacha Beuth

03. September 2013

Am 22. September wird in Zürich über ein neues Fussballstadion abgestimmt. Das «Tagblatt» hat im Vorfeld Kyriakos Papageorgiou als Vertreter der Stadiongegner auf den Zahn gefühlt.

Kyriakos Papageorgiou (51) ist Co-Präsident des Komitees «Stadionfinanzierung Nein». Er lehnt das Projekt ab, da seines Erachtens die öffentliche Hand viel zu stark und die Fussballclubs viel zu wenig zur Kasse gebeten werden.

Tagblatt der Stadt Zürich: Kyriakos Papageorgiou, was haben Sie gegen den Profifussball in Zürich?

Kyriakos Papageorgiou: Gar nichts. Profifussball ist für mich vielmehr Teil der Wirtschaft. Allerdings muss er sich dann auch professionell und wirtschaftlich verhalten. Aktuell bedeutet dies, dass GC und der FCZ im Idealfall ihr Stadion selber ­finanzieren, zumindest aber die Mietkosten alleine bezahlen.

220 Millionen können die beiden Clubs nicht stemmen. Zudem mussten andere Schweizer Vereine wie Basel oder Bern ihr neues Stadion auch nicht ­selber bezahlen.

Papageorgiou: Wie klamm die beiden Klubs wirklich sind, sei dahingestellt. Warum haben sie der Spezialkommission des Gemeinderates – trotz Zusage auf Geheimhaltung – keinen Einblick in ihre Finanzen gewährt? Ausserdem fehlt mir die Eigeninitiative. Was ist beispielsweise mit den Volksaktien, die 2010 von den Clubs versprochen wurden? Die Clubs machen nur die hohle Hand, und die Öffentlichkeit soll ­zahlen.

Nun wurden und werden Projekte mit Steuergeldern finanziert, die mindestens ebenso umstritten sind bzw. waren wie das neue Fussballstadion – etwa der Hafenkran oder der Sechseläutenplatz. Wo ist der Unterschied?

Papageorgiou: In der Höhe des Betrages. Die anderen Projekte kosten, selbst wenn sie zusammengerechnet werden, viel weniger als das Stadion.

FCZ-Präsident Ancillo Canepa behauptet, dass die Clubs zumindest die Miete zahlen und zusammen 5 Millionen Franken zur Gründung der Betriebs-AG beisteuern würden.

Papageorgiou: Die Aussage ist nicht rechtsverbindlich, sondern nur ein Versprechen von Herrn Canepa. Warum hat man nicht vertraglich festgelegt, dass die Clubs als alleinige Nutzer auch die komplette Kostenmiete übernehmen müssen? Wenn es ja angeblich durch die bessere Gastro-Infrastruktur und mehr Zuschauer mehr Einnahmen gibt, müsste dies kein Problem sein.

Die Befürworter sagen, mit der Ablehnung der Vorlage würden nicht nur ein neues Stadion und der Spitzenfussball in Zürich beerdigt, sondern auch Wohnungen für 500 Personen.

Papageorgiou: Das ist Panikmache. Wir stimmen nur darüber ab, ob wir 220 Millionen an Steuergeldern für ein zweites Fussballstadion verwenden wollen oder nicht.

Dann machen Sie einen Vorschlag, wie die Klubs anders zu einem neuen ­Stadion gelangen können.

Papageorgiou: Durch eine sanfte Mantelnutzung. Etwa mit Wohnungen für Fussballfans.

Das Stadion in Zahlen

Die neue reine Fussballarena soll auf dem Hardturmareal zu liegen kommen und künftig 19 000 bis 20 000 Fans Platz bieten. Die Kosten für die Erstellung des Baus werden auf 220 Mio. Franken veranschlagt und sollen durch öffentliche Mittel finanziert werden. Zusätzlich rechnet man mit einem jährlichen Betriebsdefizit von 6 bis 8,3 Mio. Franken. Zur Gründung der Betriebs-AG würden die Stadt 5 Mio. und der FCZ und GC zusammen 5 Mio. Franken einbringen.

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Köbi Kuhn: "Sollen jetzt die Fussballer und die Fans ein zweites Mal bestraft werden?" Klicken Sie hier

 

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Leserkommentare

Pawel Silberring - Mantelnutzung mit Wohnungen für Fussballfans? So einen Bockmist muss man sich auch erst einfallen lassen. Es ist bei den Bodenpreisen in der Stadt schwer genug, bezahlbare Wohnungen zu bauen, bei denen die Kostenmiete erwirtschaftet wird. Der Betrieb eines
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Vor 10 Jahren 7 Monaten  · 
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Anthony Sauter - Wohnungen für Fussballfans? Ich darf doch sehr wohl bitten. Wir leben nicht in Fantasia, wir leben in Zürich. Zudem wirft Herr Papageorgiou mit falschen Fakten um sich.
1. Die Klubs machen nicht "nur" die hohle Hand. Sie bezahlen Miete, wie ich
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Vor 10 Jahren 7 Monaten  · 
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Patrick Stähler - Lieber Herr Sauter,

Sie sollten besser den Business Plan der Stadt Zürich lesen. Die Vereine zahlen laut der Stadt Zürich nicht mal die laufenden Kosten als Miete. Das ist wie ein Mieter, der nicht mal die Nebenkosten für Heizung zahlen kann, aber immer
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Vor 10 Jahren 7 Monaten  · 
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Katrin Bernahrd - Ein so schlechtes Projekt wie dieses Stadion darf nicht gebaut werden. Dafür zahlen wir Millionen von Franken über Jahrzehnte. Wenn Private mehr Luxus für ihr Hobby wollen, sollen sie das selber finanzieren. NEIN zum Stadion Hardturm.

Vor 10 Jahren 7 Monaten  · 
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